Vor 22 Jahren setzte sich mit #8 erstmals eine arranca!-Redaktion als Teil der Gruppe FelS (Für eine linke Strömung) kollektiv ins Verhältnis zum Thema Sex – und schrieb unverhofft ein kleines Stück linker Geschichte; ein handfester politischer Skandal innerhalb der radikalen Linken. Aus heutiger Perspektive betrachtet, fällt es schwer den ganzen Krach zu verstehen…

...zum Editorial

Debatte

None

Alles so schön bunt hier, aber...

Eine Kritik der Gruppe Ex-Unglückliche zur arranca! #52: Sex

Ex-Unglückliche

Die Gruppe Ex-Unglückliche hat am 27.03.2019, also fast ein Jahr nach dem Erscheinen der arranca! #52, eine Heft- und Artikelkritik verfasst, die eine kritische und wichtige Perspektive auf die Auseinandersetzung mit Sexualitäten innerhalb der Linken bietet. Danke dafür!

Kontext

Dies alles und noch viel mehr!

Paradoxien prekärer Sexualitäten

Volker Woltersdorff

Mit dem Begriff der «Neosexualitäten» beschreibt der Frankfurter Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch die neoliberale Zurichtung der sexuellen und geschlechtlichen Emanzipationsbewegungen. Diese enthält eine Dialektik aus Befreiung und Disziplinierung, deren kritisches Potenzial sich nicht stillstellen lässt.

Bildpolitik

The Catalog

Den pornographischen Blick queeren

Goodyn Green

Ich fing an, die Fotos als eine Anspielung auf schwule Pornomagazine zu machen, indem ich queere Frauen in typischen schwulen Pornoposen porträtierte. Mich hat immer fasziniert, wie gut die Magazine durch die Ambivalenz zwischen sexy, erregenden und lächerlichen Posen manövrieren konnten. Außerdem war ich an dem Klischee interessiert, dass viele Lesben Schwulen Porno mögen, aber nicht umgekehrt. Mir fiel auf, dass es womöglich der freimütige Stolz war, den die Models zeigten, während sie ihre Körper offenbarten, den Lesben hot finden. Vor allem jedoch war ich frustriert von der geringen Auswahl pornographischer Bilder von androgynen queeren Frauen aus einer queeren Perspektive – denn das sind die Frauen, die mich anmachen. Eigentlich wollte ich einen Masturbationskatalog für mich selbst herstellen.

Thema

Zustimmungskonzept: Notwendig, großartig und kritikwürdig

Warum Regeln allein nicht helfen

Joris Kern

Das Zustimmungskonzept oder «Consentual Sex»-Prinzip geht über «Nein heißt Nein» hinaus, indem es Zustimmung erfordert, bevor etwas geschieht. Regeln aber können nicht alles lösen und machen es eventuell sogar schwieriger, ein konsensuelles Miteinander zu schaffen.

Darf‘s ein bisschen queer sein?

Feminismus: Unite in Streit!

Gruppe Goldner

Die Debatte um «Vergewaltigungsopfer» und ­«Erlebende», warum alter und neuer Feminismus sich nicht ausstehen können und die Frage, ob ein gemeinsamer Kampf möglich ist.

«Wir bauen diese Brücke Stein für Stein»

Queermigrantischer Aktivismus in den USA

Moritz Strickert

Dago Bailon ist Teil der Gruppe Trans Queer Pueblo in Phoenix Arizona. Im Interview spricht er über deren Arbeit mit Menschen, die sich als schwul, lesbisch, bisexuell und trans*gender (Lgbt*) definieren und zugleich Migrant*innen oder Menschen ohne Papiere sind.

This is not a Love Song!

Begehrensökonomische Überlegungen zu den Fehlkalkulationen der Liebe.

Jule Govrin

Lieben und Leben im Kapitalismus. Eine Zwischenbilanz.

Wem nützt es?

Nr. 8 schrieb Geschichte

Ex-Unglückliche

Vor 22 Jahren erschien in #8 der erste arranca!-Schwerpunkt zu Sexualität. Ihm folgte eine der umfangreichsten Debatten der Autonomen. Welche Konflikte diese Ausgabe auslöste und warum das so war, wollen wir – die damals als «Die Unglücklichen» in diesem Konflikt intervenierten – aus unserer Sicht darstellen.

Mir steckt da was im Hals: das Wollen

Eine Spurensuche zwischen normativem Begehren und queerem BDSM

Nello Fragner

In diesem Text gehe ich von persönlichen Erfahrungen aus. Ich lade dich ein, mich bei meinen Deutungen zu begleiten und zu spüren, was sie mit dir machen. Im Text spreche ich über Sexualität, Körper und Traumatisierung und erwähne sexualisierte Gewalt, trans sein, sowie verschiedene Formen von Bdsm. Ich schreibe aus einer weißen, queer-feministischen Perspektive. (BDSM steht für Bondage, Discipline / Dominance, Submission / Sadism und Masochism.)

Widerständige Schmuddelfilme

Pornografie als queerfeministische Praxis

Theresa Hartmann

Dass Frauenbewegung(en) sich mit Pornografie auseinandersetzen, hat eine lange Tradition. Und auch in den letzten Jahren beginnen feministische, pornografische Konzepte mit Filmfestivals und Open Air Screenings zu boomen. Dieser Artikel ist ein Plädoyer dafür, Pornografie als Möglichkeit einer queerfeministischen Politik zu verstehen, die in der Lage sein kann, Kritik am heteronormativen Mainstream zu formulieren und Fragen nach Sex in einer befreiten Gesellschaft zu stellen.

sm.club

SM ist keine Einführung in kritische Gesellschaftstheorie

wham et al.

sm.club sollte mal eine Gruppe werden, die herrschenden Normierungen der Sexualität und der Geschlechter auf lange Sicht den Garaus machen wollte. Wir trafen uns 2006 als ein paar wenige linke Menschen in sadomasochistischen Räumen und beschlossen uns zu positionieren. Hier ist die leicht gekürzte Version unseres damaligen Gründungstextes.

Verkürzte Sozialisationsdiskurse

Anmerkungen aus trans* weiblicher Perspektive

Louzie

Geschlecht und Sozialisation werden in der deutschen Linken immer noch erstaunlich verkürzt verhandelt. Verkürzte Sozialisationsdiskurse aber sind gefährlich, und wenn es um trans* Geschlechtlichkeit geht, haben sie massive negative Auswirkungen. Ich werde im Folgenden versuchen, aus trans* weiblicher, nicht-soziologischer Sicht Alternativen zu vorherrschenden linken Sozialisationsdiskursen anzubieten.

Viele sein

Die arranca! im Gespräch über Poly-Verhältnisse

Redaktion

Wir haben Lena, Birgit und Philipp getroffen, um mit ihnen über ihre Erfahrungen mit nicht-monogamen Beziehungen zu sprechen.

Fette Erotik

Von einer Sexualität außerhalb des flachen Bauchs

Lydia Kray

Das Monster spricht: Wer hat Angst vor der fetten Frau? Zu den bestehenden Schönheitsidealen zählt ein schlanker Körper. Und wer nicht schön ist, soll keinen Sex haben. Ich habe Sex. Und mein Körper setzt Bedingungen.

I’m Asexy and I know it

Asexualität & Beziehungsanarchie

tiago.

Die Trennung zwischen Freund*innenschaften und (Liebes-)Beziehung wird oft bezogen auf Sex. Aber nicht alle Menschen machen diese Unterscheidung. Wie sieht es mit Leuten aus der asexuellen Community aus? Was ist Asexualität überhaupt und was hat das alles mit Beziehungsanarchie zu tun?

Warum es so schwer ist, authentisch über Sex zu sprechen

Ein Versuch im authentischen Sprechen Widerständigkeit zu finden

Jan T. Fuhrmann

Vorstellungen darüber, wie Sex zu sein hat und was er für die eigene Identität bedeutet, werden durch den Diskurs konstruiert. Wie kann dann ein authentisches Sprechen über Sex möglich sein?

Poppen und Privilegien

Gibt es einen Zusammenhang?

Nadire Y. Biskin

Sex macht Spaß. Man meint, man könne es überall und zu jederzeit mit jeder*m haben. Minderheiten sollten dabei keine Ausnahme bilden. Die Erfahrung von Minderheiten ist jedoch eine andere.

Sexwork und Revolution

Wie Sexarbeiter*innen radikale Bewegungen prägen

Christian Schmacht

Die Freier sind nicht das größte Problem, wie das so genannte Prostituiertenschutzgesetz behauptet. Sie sind sexistisch, rassistisch und transfeindlich – so wie der Rest der Gesellschaft. Auf Sexarbeiter*innen wird herabgeschaut, vielleicht auch, weil sie zeigen, dass Sex niemals außerhalb des Kapitalismus stattfindet.

I want to escape, but not to disappear

(Selbst-)Verantwortung als Exit-Strategie

Johanna Montanari

Nein heißt nein, (nur) ja heißt ja: Menschen machen sich Gedanken über Konsens in Bezug auf Sexualität, um Übergriffe, die auch in wohlwollenden Beziehungen stattfinden können, zu vermeiden. Um ihr eigenes Wollen und das der anderen Personen wahr und ernst zu nehmen. Um ja und nein in ihren Beziehungen sagbarer und hörbarer zu machen. Um Handeln außerhalb der Norm zu ermöglichen.

An der Bettkante hört Inklusion auf

Auch sexuell greifen Aussonderungen und Zuschreibungen von Unwert

Matthias Vernaldi

Dass Sexualität ein Konstrukt darstellt, ist zumindest in linken Kreisen Konsens. Aber wenn ich in einer Runde behaupte, Behinderung sei zum größten Teil durch Zuweisungen, Vorgaben und soziale wie politische Mechanismen hervorgerufen, ernte ich erst einmal zweifelnde Blicke.

Kolonialismus und sexuelle/sexualisierte Gewalt

Überlegungen zur Debatte rund um die Ereignisse in Köln zu Silvester 2015/2016

Jan Severin

Öffentliche Debatten um sexuelle und sexualisierte Gewalt stellen häufig «fremde» oder «migrantische» Männer als besondere Gefahr dar. Die Alltäglichkeit von sexueller und sexualisierter Gewalt von weißen Männern gegenüber indigenen Frauen und Männern in kolonialen Kontexten wirft hier die Frage auf, ob es sich dabei nicht - historisch wie aktuell – um eine Umkehrung realer Verhältnisse handelt.

Steif, steifer, am steifesten

Sexualberatung kritisch reflektiert

Ursula Spindler

Wenn es sexuell nicht so läuft wie wir uns das vorstellen und Sexualität mit Leid verbunden ist, dann gibt es die Möglichkeit eine Sexualberatung oder -therapie wahrzunehmen. Aber was ist das eigentlich, für wen ist diese Hilfe zugänglich und müssen wir unbedingt immer «funktionieren»?

Toxic

Männlichkeit und sexuelle Gewalt unter Schwulen

Volker Woltersdorff

Gegenwärtig bekämpfen Neurechte unter dem Deckmantel des Kinderschutzes die Bemühungen zur Normalisierung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Dies wird zu Recht kritisiert, weil es unter anderem darauf abzielt, die gesellschaftliche Gleichstellung Homosexueller und das politische Gewicht der Schwulenbewegung zu delegitimieren. Dabei gibt es aber eine unbewältigte Angriffsfläche: das weitgehende Fehlen einer selbstkritischen Auseinandersetzung der schwulen Bewegung und Community mit der eigenen Haltung zu sexueller Gewalt.

Wenn Sexpartys sich gut anfühlen…

Ein anderer Sex ist möglich!

wham

Sexpartys sind ein (halböffentlicher) Raum, in dem sich Menschen treffen, die Sex miteinander anschauen, erleben, verhandeln und haben. Vor allen Dingen sind sie eine Öffnung der Art und Weise, in der Sex verhandelt wird - eine Öffnung über die exklusiven Räume der Liebes- und Zweierbeziehungen hinaus. Das kann befreiend sein.

Reclaiming Emotion

Erotik als Wissen und Macht des Widerstands

Daniela Christina Antons

Anhand eines Essays von Audre Lorde diskutiere ich die Bedeutung von Erotik für widerständige Politik. Dabei weichen künstliche Grenzen zwischen Politik und Emotion auf und es zeichnet sich ab, was «Koalitionsfähigkeit» bedeutet.

Love at first Like

Online Dating: Utopisch, dystopisch oder genauso langweilig wie analoges Dating?

Aysegül Öztekin

Das Internet scheint mittlerweile mehr zu bieten als verklemmte Kontaktannoncen à la «Singles mit Niveau», es kann sogar Ansätze von emanzipatorischem oder sogar utopischem Dating ermöglichen. Gleichermaßen zeigt es ohnehin existierende gesellschaftliche Missstände sehr deutlich auf, dementsprechend ist ein politischer Blick auf das Thema Online Dating durchaus lohnenswert.

Bin ich eine schöne Frau? Auf jeden!

Ausgrenzung und Diskriminierung aus trans*weiblicher Per-spektive

FaulenzA

Mein Leben lang schon mache ich mir Gedanken um mein Aussehen. Zuerst, weil ich das Pech hatte, mit dem für mich falschen Körper geboren zu sein. Also ein Körper, der männlich gelesen wurde/wird und der so überhaupt nicht der meine war. Natürlich gibt es auch viele trans*Menschen, die keine, oder andere Probleme mit ihrem Körper haben. Aber bei mir war das eben so.

Von der unsichtbaren Sexualität

Ignoranz schadet bisexuellen Menschen und der Gesellschaft

Kim Kreischer

Wann hört man schon von Bi­sexualität? In Pornos, in Geschichten über untreue und sexsüchtige Partner*innen oder hinter vorgehaltener Hand. Selten wird Bisexualität als legitime und natürliche sexuelle Identität dargestellt. Weit häufiger wird sie geleugnet oder verschleiert.

Rezensionen

None

Neues von «da unten».

Drei feministische Frontalangriffe auf die gesellschaftlich verordnete Unsichtbarkeit der Vulva.

pw

Ein Buch, ein Comic und ein Dokumentarfilm in einer Rezension? In diesem Falle macht es Sinn, da sich alle drei inhaltlich überschneiden, aufeinander beziehen und sich dabei an jeweils mehr oder weniger lesefaule Rezipient*innen wenden. So ist diese Rezension auch kein Plädoyer dafür, sich gleich alle drei Annäherungen an das Thema zuzulegen. Vielmehr lohnt es sich, das Format zu wählen, welches am besten zu den eigenen Seh- bzw. Lesegewohnheiten passt.

None

Sex hat nichts mit Jungsein zu tun

Über das Buch «Silver Sex» von Dr. Ruth

artemidorful

Die Soziologin, Psychologin und Buchautorin Dr. Ruth Westheimer konnte sich sowohl in den USA wie auch international einen exzellenten Ruf in Sachen Sexualtherapie erwerben. Ihr Buch Silver Sex. Wie Sie Ihre Liebe lustvoll genießen wurde auch bei uns ein Bestseller.

None

Hommage an den Klappensex

Marc Martins Katalog zur Ausstellung im Schwulen Museum*

emn

Mit seiner Austellung im Schwulen Museum* und dem umfangreichen Bildband zur Ausstellung hat Marc Martin dem schwulen Klappensex ein Denkmal gesetzt. Alles dreht sich um den schwulen Sex auf öffentlichen Toiletten.

None

Leben und Lieben im schwulen Alter

Herbst in der Hose von Ralf König

Stefan

Das Altern ist eine Zumutung, auch für Konrad und Paul. Das Paar durchzieht seit 30 Jahren das Werk von Ralf König, den manche den «Chronisten des schwulen Lebens» nennen. Mit Sprachwitz, Lust an der Überspitzung und gutem Beobachtungsvermögen bilden seine Comics männlich-homosexuellen Alltag zwischen Sex, Beziehung, Homophobie und Szene ab.