Ralf König
Herbst in der Hose

Rowohlt, Reinbek 2017 176 Seiten, 22,95 Euro

Konrad ist Klavierlehrer, feingeistig, mit Hang zur Melancholie. Eher widerwillig hat er in das sexuell offene Beziehungskonzept eingewilligt, das für Paul nicht verhandelbar war. Paul ist Hedonist und an jedem Ort und zu jeder Zeit auf der Suche nach einem Sexabenteuer. Er ist stolz auf seine Standfestigkeit. «Potenzhirsch» nennt er sich auf Gayromeo, der großen schwulen Datingplattform.

Auch die Beiden trifft es. Sie werden 40, sie werden 50 und noch älter. Vor allem Paul empfindet die Folgen des Alterns als katastrophal. Er sieht schlechter, aus seinem Sixpack wird eine Wampe, er kriegt Falten. Er wird unsichtbar in der schwulen Szene, in der früher, wie er sich wehmütig erinnert, verlässlich wirklich jeder mit ihm an Ort und Stelle rummachen wollte. Damit nicht genug. Die Potenz leidet, die verlässlichen Erektionen werden unzuverlässig oder bleiben aus. Paul durchlebt die kleinen Dramen, die großen Ängste, Demütigungen und Lernprozesse, die das Altern und das «Klimakterium virile» mit sich bringen.

Ralf Königs ganz große Zeit waren die 1980er, damals war ein neu erschienener Band ein sicherer Pfand für jeden schwulen Buchladen. «Herbst in der Hose» ist ein überraschender Bestseller, der an die frühen Erfolge erinnert. Gewiss, das Buch liefert keine größeren gesellschaftlichen Analysen von Machtstrukturen. Es ist aber ein praktischer und liebevoller Ratgeber und Begleiter für die Probleme des schwulen Alterns, die einem nur banal und lustig erscheinen, solange sie einen nicht betreffen. «Herbst in der Hose zeigt», dass das Leben und Lieben im schwulen Alter dann doch gelingen kann. Schließlich hat es soga