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Neuigkeiten
aktuelle Ausgabe #56
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Bewegung und Ziel

Revolutionen, Machtfragen und Beziehungsweisen – die arranca! im Gespräch mit Bini Adamczak

Bini Adamczak & Redaktion

In ihrem Buch Beziehungsweise Revolution blickt Bini Adamczak auf die 1917er Revolution und die 1968er Bewegung als epochale Umbrüche in den vergangenen 100 Jahren zurück. Dabei betrachtet sie diese oft zitierten Blaupausen für revolutionäre Veränderung mit dem Analysewerkzeug der Beziehungsweisen. Wir sprachen mit ihr darüber, wie sich dieser Blick auf heutige Machtfragen und soziale Bewegungen anwenden lässt.

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Der Kampf gegen das System Auto

Hegemoniale Erzählungen sichtbar machen und angreifen

Hazel Rahn & Ina Schaf

Wie lassen sich Machtverhältnisse ändern, wenn die herrschenden Akteur*innen den Status quo verteidigen, indem sie sich die Deutungshoheit über (scheinbare) Alternativen zu eigen machen? Dieser Frage gehen wir am Beispiel der Klimagerechtigkeitsbewegung im Kampf gegen die Verbindung aus Automobilkonzernen und Staat nach. Wir geben gesammelte Erfahrungen wieder und tragen die Herausforderungen zusammen, vor denen wir dabei als Bewegung und emanzipatorische Linke in naher Zukunft stehen.

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Auf wen ich die Waffe richte, wird sich noch zeigen

Teaser eines SciFi-Romans zur Verschmelzung von Sozial- und Polizeiarbeit

Annika Klüh

«Ich bin noch nicht lange Sozialarbeiterin, aber ich kannte es bisher so, dass wir Macht über die Menschen hatten, mit denen wir arbeiten, aber weder sie noch wir hatten Einfluss auf … irgendetwas. Das ist ein verdammtes Scheißgefühl, kann ich dir sagen, wenn du den ganzen Tag mit Menschen verbringst, die die Gesellschaft einfach nicht haben will und du kannst es nicht ändern.»

Das Bild zeigt ein Kunstwerk des Kollektivs Claire Fontaine: Ein Backstein umhüllt vom Cover des Buches Fahrenheit 451 von Ray Bradbury.

German Angst

Das rassifizierte Andere erfinden, um sich selbst zu denken

Mutlu Ergün-Hamaz

«Wenn ich ich bin,
weil ich ich bin,
und du du bist,
weil du du bist,
bin ich ich
und du bist du.
Wenn ich hingegen ich bin,
weil du du bist,
und wenn du du bist,
weil ich ich bin,
dann bin ich nicht ich
und du bist nicht du.»

(Aus dem Theaterstück Kunst von Yasmina Reza)

Das Bild zeigt ein Kunstwerk des Kollektivs Claire Fontaine: Ein großer Neonschriftzug mit den Worten "Patriarchy kills love" hängt in einem großen Ausstellungsraum oberhalb einer Art weißen Tribüne.

Power-Poser, Testo-Junkies und Zombie-Fakten

Machtvolle Körper-Narrative und wie wir sie verändern können

Jo Sordini

«We must reclaim the right to participate in the construction of biopolitical fictions. We have the right to demand collective and ‹common› ownership of the biocodes of gender, sex, and race. We must wrest them from private hands, from technocrats and from the pharmacoporn complex. Such a process of resistance and redistribution could be called technosomatic communism.»

Bildpolitik

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Regieren im Bildraum – Jenseits der Fotoecken

Im Gespräch mit Tom Holert

Redaktion & Tom Holert

In den letzten Jahren taucht der Begriff der Bildpolitik auch vermehrt in linken Kontexten auf. Doch was hat es auf sich mit Bildern, Affekten und einem möglichen strategischen Zugang dazu? Um diesen und anderen Fragen auf den Grund zu gehen, sprach die arranca!-Redaktion mit dem Kunsthistoriker, Publizisten und Künstler Tom Holert, der nicht zuletzt mit Regieren im Bildraum ein Standardwerk zu diesem Themenkomplex verfasst hat. Das Gespräch wird in den kommenden Ausgaben fortgeführt. In diesem ersten Teil widmen wir uns den ganz basalen Fragen rund um Bildlichkeiten.

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Someone is getting rich

Das Küntler*innenkollektiv Claire Fontaine

Claire Fontaine

Claire Fontaine ist ein 2004 in Paris gegründetes Künstler*innenkollektiv, das sich nach einer französischen Schreibwarenmarke benennt und sich als «readymade artist» bezeichnet. Zentrales Anliegen ihrer Arbeit ist es, Probleme und Ambivalenzen des Kapitalismus herauszustellen und die politische Ohnmacht programmatisch zum Gegenstandwie auch zum Mittel ihrer Arbeit zu machen. Die Maschinerie des Kunstmarkts ist für Claire Fontaine kein ‹guter› Ort, um Kunstwerke zu zeigen, da er von einer neoliberalen und kapitalistischen Warenförmigkeit durchzogen ist. Nichtsdestoweniger will das Kollektiv diesen Raum für sich beanspruchen, um mit ihren Werken Störungen und kritische Interventionen zu produzieren. Claire Fontaine befragen dabei nicht nur die ästhetischen und strukturellen Normen der Kunstwelt, sondern insbesondere hierarchische Ungleichheits- und damit Machtverhältnisse. Dabei beziehen sie die Besucher*innen – und mit dieser arranca!-Ausgabe auch ihre Leser*innen – mit ein, indem sie und wir daran glauben, dass wir gemeinsam Dinge verändern und möglich machen können. Daher erweitern wir in dieser arranca!-Ausgabe den Kunstraum und verknüpfen die fotografischen und installativen Arbeiten von Claire Fontaine mit unseren Machtfragen.

The Catalog

Den pornographischen Blick queeren

Goodyn Green

Ich fing an, die Fotos als eine Anspielung auf schwule Pornomagazine zu machen, indem ich queere Frauen in typischen schwulen Pornoposen porträtierte. Mich hat immer fasziniert, wie gut die Magazine durch die Ambivalenz zwischen sexy, erregenden und lächerlichen Posen manövrieren konnten. Außerdem war ich an dem Klischee interessiert, dass viele Lesben Schwulen Porno mögen, aber nicht umgekehrt. Mir fiel auf, dass es womöglich der freimütige Stolz war, den die Models zeigten, während sie ihre Körper offenbarten, den Lesben hot finden. Vor allem jedoch war ich frustriert von der geringen Auswahl pornographischer Bilder von androgynen queeren Frauen aus einer queeren Perspektive – denn das sind die Frauen, die mich anmachen. Eigentlich wollte ich einen Masturbationskatalog für mich selbst herstellen.

Positionen

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Vergesellschaftung und ökologische Klassenpolitik

wie Klimabewegung und Klassenkampf gemeinsam Großes bewegen können

Justus Henze & Laura Meschede, Oktober 2022

Vom 7. bis 9. Oktober 2022 diskutieren gut 1400 Menschen auf der Vergesellschaftungskonferenz in Berlin welche Antworten Vergesellschaftung auf die brennenden Fragen von erschwinglichen Wohnungen für alle, der Mobilitäts- und Energiewende oder der Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern geben kann. Wir sprachen vorab mit Laura Meschede von Klimaschutz und Klassenkampf und Justus Henze aus dem Organisationsteam der Konferenz.

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Die Gesellschaft hat Kraft

Über Erfahrungen der kurdischen Linken, die Ukraine und eine antiimperialistische Friedenspolitik

Fabian Priermeier & Müslüm Örtülü, April 2022

Es ist Krieg in der Ukraine. Russland ist in der Ukraine einmarschiert. Der Westen unterstützt die Ukraine gegen den Angriffskrieg. Aber wo steht die Linke? Der Ukraine-Krieg, wie zuvor auch der Krieg in Syrien, fordert linke Antiimperialist*innen in ihren Positionen heraus und scheint Ausdruck einer neuen multipolaren Weltordnung. Wir sprachen mit Müslüm Örtülü und Fabian Priermeier über die Erfahrungen und Entscheidungen der kurdischen Linken bezüglich ihrer antiimperialistischen Verortung im Mittleren Osten und was sich auf die Situation in der Ukraine übertragen ließe – eine Suchbewegung.

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Keine Kohle für Panzer

Warum «Rheinmetall Entwaffnen» auch «RWE Enteignen» bedeutet

Internationalismus-AG der iL Bremen & Klima-AG der IL Bremen, April 2022

Waffenexporte heizen die Klimakrise weiter an und verhindern ein gutes Leben für alle. Genoss*innen aus Bremen erklären, warum Klimakrise und Rüstungsindustrie intersektional begriffen werden müssen und schlagen als kollektive Praxis die geplanten Aktionen der Kampagne «Rheinmetall Entwaffnen» zur diesjährigen documenta vor.

letzte Ausgabe #55

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Burn out

Machtfragen stellen

Redaktion

Nach zwei Jahren Pandemie (k)ein Ende abzusehen. (Care)Arbeit trotz Pandemie – klar doch. Es wird der Normalzustand fleißig weiter reproduziert – das bisschen Lieferengpass, das wird schon wieder. Weihnachten wird trotzdem gefeiert. Autos müssen weiterverkauft werden. Ob dieses Jahr Silvester wieder geballert werden kann? Burn Out.

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Machtvolle Gefüge zwischen Differenz und Vielheit

Für eine verbindende Machttheorie und kollektive Handlungsmacht von links

Marcus Hawel

Herrschaft, Autorität, Zwang und Gewalt sind zentrale Begriffe innerhalb von Machtdiskursen. Macht wird dabei oft synonym für erstere gebraucht, die letztlich selbst aber von Machtbeziehungen durchzogen sind. Wie können diese Machtbeziehungen und -konzepte theoretisch gefasst und für eine linke Bewegungspolitik als Aufruf zu einer verbindenden Machttheorie produktiv gemacht werden?

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Bewegung und Ziel

Revolutionen, Machtfragen und Beziehungsweisen – die arranca! im Gespräch mit Bini Adamczak

Bini Adamczak & Redaktion

In ihrem Buch Beziehungsweise Revolution blickt Bini Adamczak auf die 1917er Revolution und die 1968er Bewegung als epochale Umbrüche in den vergangenen 100 Jahren zurück. Dabei betrachtet sie diese oft zitierten Blaupausen für revolutionäre Veränderung mit dem Analysewerkzeug der Beziehungsweisen. Wir sprachen mit ihr darüber, wie sich dieser Blick auf heutige Machtfragen und soziale Bewegungen anwenden lässt.

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Der Kampf gegen das System Auto

Hegemoniale Erzählungen sichtbar machen und angreifen

Hazel Rahn & Ina Schaf

Wie lassen sich Machtverhältnisse ändern, wenn die herrschenden Akteur*innen den Status quo verteidigen, indem sie sich die Deutungshoheit über (scheinbare) Alternativen zu eigen machen? Dieser Frage gehen wir am Beispiel der Klimagerechtigkeitsbewegung im Kampf gegen die Verbindung aus Automobilkonzernen und Staat nach. Wir geben gesammelte Erfahrungen wieder und tragen die Herausforderungen zusammen, vor denen wir dabei als Bewegung und emanzipatorische Linke in naher Zukunft stehen.

Übersicht.
Zur arranca! #55 Übersicht

arranca! classics

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Performing the Gap

Queere Gestalten und geschlechtliche Aneignung

s_he

Um die Illusion zweier sauber geschiedener Geschlechter aufrecht zu erhalten, kennt unsere Sprache nur die zwei Artikel «sie» und «er» sowie die zwei darauf bezogenen Wortendungen, zumeist das weibliche «...in» und das männliche «...er». Alles, was außerhalb dieser Ordnung liegt, wird fortwährend verleugnet, denn der Vorstellungshorizont unserer Sprache ist auf eine binäre Struktur eingegrenzt. Dagegen möchte ich einen anderen Ort von Geschlechtlichkeit setzen, einen Ort, den es zu erforschen gilt und um den wir kämpfen sollten, er sieht so aus: _.

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Was heißt Ableism?

Überlegungen zu Behinderung und bürgerlicher Gesellschaft

Rebecca Maskos

Dass Behinderung Leiden bedeuten kann, wird in der Emanzipatorischen Behindertenbewegung nicht mehr wie noch in ihren Anfangszeiten in den 80er Jahren grundsätzlich heruntergespielt zugunsten eines rein sozialen Modells von Behinderung. Dennoch bleibt der Konsens: Die Umstände sind es, die das Leiden mitverursachen. Körper ohne Gesellschaft ist undenkbar, auch Schmerzen und Abhängigkeit haben etwas mit der Situation der Pflege, finanziellen Ressourcen und dem Medizinbetrieb zu tun. Doch diese Erkenntnis will sich nicht so recht herumsprechen.

Anders leben (auch) mit Kind(ern)

Über alternative Familien, Beziehungsmodelle und die Linke

Jana & Mila Zehn & Tim

Inspiriert von der Selbstbefragung der Berliner Queer_Feminismus-AG in der IL fanden sich Tim (IL Tübingen), Mila (IL Berlin) und Jana zusammen um ihre Erfahrungen, Abwägungen und Utopien individueller Bedürfnisbefriedigung, alternativer Lebensformen und Reprodukionsarbeit zu diskutieren.

Neu im Archiv

Prozess, Bruch und Konstruktion

Kreative Macht aneignen und Herrschaft überwinden

Es gibt genug Gründe, Machtfragen zu stellen, über gesamtgesellschaftliche Alternativen zu reden und um sie zu kämpfen: Die Klimakatastrophe droht, die Lebensgrundlagen von Milliarden Menschen werden zerstört und die Pandemie fällt in die Zeit einer sich verschärfenden Krise der Kapitalverwertung, die für immer mehr Menschen Prekarisierung und Armut bedeutet. Doch wie sehen linke Antworten aus?

Die Versöhnung mit dem Vater

Ein Appell gegen eine sozialpolitische Moral der Stärke und für mehr unapologetische Kontaktabbrüche

Luisa Bauer

Dieses Essay ist eine Auseinandersetzung mit den prominenten Narrativen der intellektuellen Aufsteiger*innen. Wie hängen Klassen­verhältnisse, eine sozialpolitische Moral der Stärke und Kontaktabbruch als Handlungsmacht zusammen? Entgegen einer Versöhnung mit dem Vater und einem Schreiben über Familienmitglieder und das Preisgeben ihrer Geschichten – wie bei Didier Eribons Rückkehr nach Reims – wird ein Schreiben mit Familien(geschichten) versucht, und die Erzählung von Kontaktabbruch als Stärke.

Keine einfachen Alternativen

Mehr als 20 Jahre Erprobung von Queers und Frauen of Color zu Transformativer Gerechtigkeit

Melanie Brazzell

Der bis vor kurzem unvorstellbare Anblick eines brennenden Polizeireviers während der Black Lives Matter Proteste in Minneapolis, hat für die allgemeine Öffentlichkeit eine bis dahin nicht vorstellbare Vision entzündet: die Abschaffung der Polizei als solche. In den Monaten seither haben sich viele gefragt, an wen sich wenden, anstelle der Polizei. Damit gerät eine ganz neue Welt in den Blick – ein Leben ohne Polizeigewalt.

Progressiver Diskurs, konservative Politik und die Linke

Soziale Bewegungen am Scheideweg in Argentinien

Mariano Féliz

In Lateinamerika gibt es eine neue Welle von ‹progressiven› Regierungen: In Argentinien haben so in den letzten Jahren viele soziale und politische Bewegungen einen Platz im Staat eingenommen. Was können radikale soziale Bewegungen in einer solchen Situation tun, um den sozialen Wandel voranzutreiben? Welche Lehren liefert die jüngste Geschichte?