2015 ist die arranca! gemeinsam mit FelS in die Interventionistische Linke (IL) übergegangen. Seitdem wird sie als Zeitschrift und Website von einer Arbeitsgruppe innerhalb der IL redaktionell erstellt und vertrieben. Wir verstehen uns als Sprachrohr, Anregung und Ergebnis der Auseinandersetzungen, die innerhalb der IL und in anderen linken Bewegungen geführt werden, und als Reflexion politischer Praxis. Theoriegeleitete politische Praxis und praxisorientierte Reflexion von Theorien sind immer noch der Kern unserer politischen Arbeit. Gleichzeitig lenken wir unsere linke Perspektive auf Themen, die uns mit ihrer Alltäglichkeit alle angehen. Unser Ziel ist eine breite Leser*innenschaft anzusprechen und zu radikalisieren.
Als Arbeitsgruppe entwickeln wir die jeweiligen Themenschwerpunkte und betreuen den Redaktionsprozess. Zu jeder Ausgabe rufen wir mit einem Open Call zur Partizipation auf, um Autor*innen und Künstler*innen für die Text- und Bildbeiträge zu gewinnen. Unsere Autor*innenschaft ist vielfältig und dies ermöglicht es uns, Themen aus verschiedenen linken Perspektiven zu diskutieren – auch über den Tellerrand der IL oder der deutschen Linken hinaus. Jede Ausgabe der arranca! beschäftigt sich mit einem eigenständigen Thema. Diese fallen unterschiedlich aus: Mal sind es Themenschwerpunkte wie Klima oder Gesundheit, die aus der engen Zusammenarbeit mit anderen AGs innerhalb der IL entstehen. Mal sind es traditionell linke Themen wie Staatsangelegenheiten, Prekarisierung, Aneignung und konstituierende Prozesse, die uns als Linke wiederkehrend beschäftigen. So bleibt zum Beispiel auch die über Jahrzehnte und mehrere Ausgaben laufende Debatte über linke Organisierung ein Steckenpferd der arranca!. Gleichzeitig widmen wir uns Themen wie Körper, Scheitern, Sex oder Kultur und öffnen damit hoffentlich auch neue linke Debatten und Perspektiven auf alltägliche, komplexe Themen. Bis zur #51 (2017) hatte jede Ausgabe einen Teil «Außerhalb des Schwerpunkts». Dieser Teil wird nun mit dem Relaunch unserer Website (2022) unter der Rubrik «Positionen» online wiederbelebt. In den «Positionen» ist Platz für politische Reflexion und Debatten unabhängig vom Erscheinungsdatum und Schwerpunktthema jeweiliger Ausgaben.
In den Anfangsjahren war die arranca! vor allem auch ein wichtiges Forum für eine postautonome Neufindung. In dieser Phase setzte sich die postautonome Bewegung kritisch mit der autonomen Tradition der Ein-Punkt-Bewegungen, dem damit zusammenhängenden Unwillen gegen kontinuierliche Theoriearbeit und der deshalb fehlenden selbstbestimmten strategischen Ausrichtung der politischen Arbeit auseinander. Darüber hinaus war der Rückzug mancher radikal linker Gruppen in das Feld quasi-subkultureller Selbstbestätigung Bestandteil der Kritik (mehr dazu in der sogenannten «Heinz Schenk Debatte»). Heute ist interventionistische oder postautonome Politik und Strategie (wie etwa Aktionskonsens, ziviler Ungehorsam und Militanz als Bestandteil breiter Bündnisse) viel ausbuchstabierter, verbreiteter und selbstverständlicher. Das ändert den Charakter der Debatte, nicht aber deren Notwendigkeit: Es wird kontinuierlich reflektiert, entwickelt und ausprobiert – und wir sind ein Teil davon.
Unsere Schreibweise ist politisch. Die Abkehr vom generischen Maskulin vollzogen wir von LeserIn, über Leser_in zur heutigen Leser*in (der Gender-Gap wurde im deutschsprachigen Raum in der arranca! #28 (2003) als politische Schreibweise zum ersten Mal eingeführt und diskutiert). Um dies zu dokumentieren, haben wir die jeweilige Schreibweise auch auf der Website im Original belassen. Wir benutzen die antirassistische Schreibweise Schwarze Leser*in (groß), weiße Leser*in (klein/kursiv).
Schließlich entschied sich die arranca! auch früh gegen eine als stereotyp linksradikal gelesene Bildsprache und versucht Bildern ihren eigenen Stellenwert in der Debatte einzuräumen. Bilder sind wirkmächtige Trägerinnen von Affekten, Überzeugungen und Aussagen und als solche in der Linken immer noch unterschätzt. Unsere Bildbeiträge findet Ihr in der Kategorie «Bildpolitik».
Eure arranca!-Redaktion