Die von Heinz Schenk und anderen formulierte Kritik an autonomen Politikformen stellt einen Bruch in der neueren Geschichte der radikalen Linken dar und ist Teil ihrer notwendigen Neukonstituierung. Viele der in der Debatte genannten Ansprüche sind uns heute immer noch wichtig – und sei es als bisher nicht oder nur ungenügend eingelöste.

Einiges hat sich verändert in diesen zwanzig Jahren, anderes nicht. Es geht uns nicht darum, einen Blick auf die verstaubten Ahnen und die bucklige Verwandschaft der Gruppe FelS zu werfen, sondern das uns heute weiterhin relevant Erscheinende einer immer virulenten Organisationsdebatte zu betonen. Eine neue Generation von Aktivist_ innen kennt sie nicht mehr aus eigenem Erleben, aber aus vielen Nachfragen wissen wir, dass die Heinz-Schenk-Debatte nach wie vor eine wichtige Diskussionsgrundlage bietet: Viele der darin benannten Probleme stellen sich offenen und undogmatischen Gruppen heute immer noch ganz ähnlich. Immer noch schlagen wir uns mit unterschiedlichen Lebensumständen und Wissensständen herum, immer noch versuchen wir unsere Politik strategisch zu bestimmen und nicht einfach hilflos in die Wiederholung alter Politikformen zurückzufallen, sondern beständig an einer experimentellen Praxis zu arbeiten. Eine radikale Linke, die es ernst meint mit ihrem oft hilflos vor sich hergetragenem anstatt wirklich praktischem Anspruch die Gesellschaft zu verändern, muss sich fragen, wie sie wieder attraktiv für eine breite Anzahl an Menschen wird und sich aus der eigenen Marginalität befreit. Dabei hilft uns weder verklärtes Schwelgen im roten Fahnenmeer vergangener Zeiten, noch die Massenverachtung auf- und abgeklärter Theoriezirkel, noch das verbissene Trotz alledem der alten Militanten. Eine relevante Gesellschaftliche Linke muss der neoliberalen Vereinzelung etwas entgegensetzen können, solidarische Formen zur Bewältigung des Alltags entwickeln und in konkrete Verhältnisse intervenieren. Zweierlei also: Intervention und Invention. Oder auch «Klebstoff zwischen den Vereinzelten sein – Konsens schaffen – kommunistische Lebensformen aufbauen.» Nicht die Antworten auf diese Herausforderungen lassen sich in dieser Broschüre finden, aber viele der richtigen Fragen.


Hier findet ihr die Heinz-Schenk-Debatte zum download (pdf)
heinz-schenk-debatte.pdf