Liebe Leser*innen, nun haltet ihr sie in den Händen, die arranca! #50. Dabei freuen wir uns nicht nur über unser Jubiläum und 24 Jahre kritische Auseinandersetzung, sondern auch darüber, mit dieser Ausgabe nach einer schwierigen Phase wieder einen regelmäßigeren Erscheinungsrhythmus zu haben. In dieser Nummer widmen wir uns dem Themenkomplex Politik und Kultur, ein Thema, das die letzten 24 Jahre Redaktionsarbeit immer wieder begleitet hat. Wie schon in unserer Null-Nummer 1993 soll der Kulturbegriff dabei bewusst offen bleiben.

...zum Editorial

Bildpolitik

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Regieren im Bildraum – Jenseits der Fotoecken

Im Gespräch mit Tom Holert

Redaktion & Tom Holert

In den letzten Jahren taucht der Begriff der Bildpolitik auch vermehrt in linken Kontexten auf. Doch was hat es auf sich mit Bildern, Affekten und einem möglichen strategischen Zugang dazu? Um diesen und anderen Fragen auf den Grund zu gehen, sprach die arranca!-Redaktion mit dem Kunsthistoriker, Publizisten und Künstler Tom Holert, der nicht zuletzt mit Regieren im Bildraum ein Standardwerk zu diesem Themenkomplex verfasst hat. Das Gespräch wird in den kommenden Ausgaben fortgeführt. In diesem ersten Teil widmen wir uns den ganz basalen Fragen rund um Bildlichkeiten.

Thema

Geflüchtete! Applaus!

Zum Verhältnis zwischen Geflüchteten und Kulturschaffenden

Christian Jakob

Nichts kann Kunst derzeit so mühelos mit Relevanz aufladen wie das Thema Geflüchtete. «Refugees Welcome» wurde zum neuen Lieblingssujet Kulturschaffender. Nicht alle widerstehen der Versuchung, vor allem sich selbst zu inszenieren.

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Revolution und ästhetisches Vermögen

Bedürfnisse und Sinnlichkeit im kulturellen Kapitalismus

Marianne Heinze

«Die moderne ‹Kultur› ist nicht mehr offen eine Klassenkultur, nicht einmal mehr eine Klassenkultur mit universalistischer Bestimmung, sondern die Monstrosität einer ‹Warenkultur› (wesentliches Element des Spektakels).»

Jean-Pierre Baudet

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Träume von Gestern / Märchen von Übermorgen

Science Fiction im Kapitalistischen Realismus

Johanna Tirnthal

Früher war alles besser, sogar die Zukunft. Können wir heute von den spacigen Utopien der 1960er lernen oder ist das alles Schnee von gestern? Ein Versuch zu Science Fiction als polit-philosophische Methode.

Anders erzählen

Das Kollektiv Enmedio aus Barcelona im Interview

Amador Fdez-Savater

Da ihnen die Verbindungen zwischen Kunst und politischer Aktion fehlten, gründeten Campa, Leo, Mario und Oriana zusammen mit weiteren Personen das Kollektiv Enmedio (Barcelona). Enmedio möchte das Transformationspotential von Bildern und Erzählungen erkunden. Neben vielen anderen Aktionen hat das Kollektiv die Statue von Christopher Columbus in Barcelona gehackt und eine Bildkampagne für die Demonstrationen der PAH (Plattform der durch Hypotheken Betroffenen) erstellt.

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Verwirrung in Motiven

Aski Elber

Eine Serie von Text- und Bildcollagen als Versuch der Bedürfnisbefriedigung und künstlerischen Selbstbeheimatung zwischen Marktkritik und Kulturpessimismus.

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Bunte Mischung

Über die Wandlungsfähigkeit von Satire

artemidorful

Satire ist beliebt und hat den Ruf, ein bisschen subversiv oder sogar progressiv zu sein. Dabei war sie ursprünglich nichts weiter als eine bunte Mischung sowie ein in Versen vorgetragenes Plädoyer für die Rückkehr in eine gute alte Zeit...

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Video Game Politics

Zur politischen Bedeutung von Computerspielen

Alexander Harder

Der Sommer 2016 scheint ein schlechter Augenblick, um optimistische Worte über Computerspiele oder deren politische Bedeutung zu verlieren: Die rechtsradikalen Gewalttaten in München haben die lange tot geglaubte «Killer-Spiel»-Debatte ­wiederbelebt, und der erfolgreiche Start von Pokémon Go hat einen Fundus an düsteren Online-Artikeln produziert. Videoaufnahmen neuer Massenversammlungen von ­«Digital Natives» in freier Natur, Bildschirm-gebannt schon auf die nächste Klippe ­zusteuernd, scheinen es zu bezeugen: Computerspiele machen uns entweder zu ­Gewalttäter*innen oder zu bereitwilligen Marionetten der Technologie.

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Utopische Werkzeuge

Interview mit Artúr van Balen, Künstler und Gründer der Gruppe Tools for Action

Redaktion

Das Künstler*innen-Kollektiv Tools for Action ist bekannt für seine aufblasbaren Formen, die als Interventions- und Communitybuilding-Werkzeug dienen und zur spielerischen Selbstermächtigung einladen. Die arranca!-Redaktion hat mit ihrem Gründer Artúr van Balen gesprochen.

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Überlegungen zu rechten Subkulturen

Kris Dalichow

Rechte Subkulturen sind gefährlich, populär und ihre politischen Inhalte alltäglich. Sie stellen jedoch keine «Aneignung subkultureller Praktiken» dar, und können aus dieser Perspektive auch nicht ausreichend kritisiert werden.

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Abbild, Lüge, Kunstprodukt

Verkörperungsversuche der Fotografie

Marita Blauth

Bilder sind wirkmächtig. Bis in unsere Zeit ­wirken kolonial und patriarchal geprägte Sichtweisen und Techniken auf Gestaltungs- und Wahrnehmungsweisen von Kunst und fordern dazu heraus, uns zu dieser Bildermacht in Beziehung zu setzen. Fotografie und Bilder von Weiblichkeit scheinen dabei so selbstverständlich miteinander verbunden zu sein, dass es sich lohnt, dieses Selbst-Verständnis zu hinterfragen.

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Die emanzipatorische Kraft der Kunst

Über das Verhältnis von Kunst und Politik

Georg Spoo

Politik und Kunst sind sich auf den ersten Blick grundsätzlich entgegengesetzt: Der Konzertbesuch oder die Betrachtung eines Kunstwerkes sind etwas anderes als eine Parlamentsdebatte oder ein Demobesuch. Umgekehrt können Kunstwerke aber auch in politische Debatten eingreifen, politische Ideen ausdrücken und ebenso sind die Ausdrücke der «politischen Kultur» oder der «Regierungskunst» keine bloßen Metaphern.

Was kommt, nachdem wir aufgegeben haben?

Thesen zum Umgang mit dem Gefühl der Resignation

Jean Peters - Peng Collective

In den sozialen Bewegungen erleben wir einen Bruch. Die Hoffnung in Aufklärung und Informationen, in Mobilisierung und Einmischen in demokratische Diskurse, das «Hoch, Hoch die soziale Gerechtigkeit!» - all das wirkt ausgeleiert. Wie eine Blockflöte, die nicht mitbekommen hat, dass es mp3s gibt. Sie klingt schön und gegen sie ist nichts einzuwenden, aber sie weckt bei den wenigsten unserer Generation tatsächlich eine Sehnsucht. Wie konnte es soweit kommen?

Artikel außerhalb des Schwerpunkts

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50 Finger sind eine Faust

50 Ausgaben – 23 Jahre

Redaktion

Fünfzig Ausgaben in dreiundzwanzig Jahren arranca! – Zeit, kurz ein wenig mit einigen mehr oder weniger bekannten Zitaten zu unserem Magazin zurückzublicken.

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Rebel with a cause

Zwischentöne zur Strategiedebatte der Interventionistischen Linken

Cornelius & Marta

Sommer 2016: Die Welt scheint aus den Fugen geraten zu sein. Eine menschliche, politische und soziale Katastrophe reiht sich an die nächste. Die alte Ordnung wackelt – und versucht, sich über weitere Abgrenzungen, Verschärfungen, Zumutungen zu stabilisieren. Der Linken fehlt es an einer Haltung, um einzugreifen und auf eine andere Zukunft zu verweisen.

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Stadtvision gegen Privatisierung

Stadt von Unten

Über den Kampf um das Berlin-Kreuzberger «Dragonerareal» als Versuch, der neoliberalen Inwertsetzung zu entgehen, ohne sich in eine radikale Nische linker Freiräume zurückzuziehen.

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Verbreiterung einer radikalen Klimabewegung

Eine Auswertung von Ende Gelände

Klima-AG der Interventionistischen Linken (IL) Berlin

Als Interventionistische Linke (iL) haben wir uns in und mit Ende Gelände in den letzten Jahren das Ziel gesetzt, die aktivistische Klimabewegung massiv zu verbreitern. Mit Erfolg: Unter bestimmten Voraussetzungen war es möglich, dass aus den maximal 300 Aktivist*innen, die sich vor 2015 bei den Klimacamps für direkte Aktionen begeistern konnten, mehr als 4000 geworden sind – zum Großteil Menschen, die vorher nicht in politischen Bewegungen aktiv waren und mit den Aktionen einen Politisierungs- und Radikalisierungsschub erlebt haben.

Rezensionen

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Kultur als Voraussetzung für fortschrittliche Kämpfe

Die Ästhetik des Widerstands von Peter Weiss

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Bei der Suche nach Zusammenhängen zwischen Kultur und Politik ist es nicht unwahrscheinlich, bei einem Klassiker zu landen. Nein, Karl Marx ist nicht gemeint, sondern Peter Weiss, der vor 35 Jahren die Arbeit am dritten Band seines Romans «Die Ästhetik des Widerstandes» beendete. Eine Art Lebenswerk, dessen Beendigung der Autor kurz vor seinem Tod gerade noch geschafft hatte...

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Angst essen, Seele auf.

Politik mit der Angst: Zur Wirkung rechtspopulistischer Diskurse von Ruth Wodak

M. Nacht

Ruth Wodaks Buch ist aktuell. Gerade mit den Themen Migration, Flucht und Sicherheit schaffen es rechte Parteien und Bewegungen immer wieder, über Skandalisierung und Angstmache politische Diskurse zu bestimmen.

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Genius war gestern.

Be Creative! – Der kreative Imperativ von Marion von Osten und Peter Spillmann

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Wer das Glossar der Gegenwart von Bröckling/Krassmann/Lemke kennt, der*dem mag «Be Creative! – Der kreative Imperativ.» ein wenig wie dessen Focus-Version erscheinen: Viele Bilder, wenig Text, «Fakten, Fakten, Fakten».

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Antifaschistische Buddelschiffe

Kunst und Kampf von Bernd Langer

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Mit 18 beginnt Bernd Langer eine Ausbildung als Schriftsetzer und nähert sich – ähnlich wie der Ich-Erzähler in «Die Ästhetik des Widerstands» – dem aufständischen und rebellischen Gehalt von Kunstwerken. Ab 1979 entwirft er für antifaschistische Gruppen erste eigene politische Motive.