15 Polizisten, die sich um 6 Uhr morgens in die Wohnung schieben, ein paar gezogene Pistolen, das ekelhafte Fiepen ihrer Funkgeräte, ein Beamter, der einen an die Wand drückt, «Messer? Waffen? Spritzen?» fragt, wo man hinschaut Uniformen, die einen sich nicht bewegen lassen, ein sächselnder Einsatzleiter, immer wieder seine schnarrende Aufforderung «Bleiben, Sie wo Sie sind!», den Durchsuchungsbefehl zeigen sie natürlich erst später, fast eine Stunde danach.

...zum Editorial

Thema

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Suppe im Salz

Linke und Militanz

Zettelknecht

Die Gewaltfrage wird linken Gruppierungen oft von außen aufgezwungen, und zum ultimativen Gewissensbekenntnis stilisiert. Tatsächlich bedarf sie eines tieferen Machtverständnisses und einer nuancierten Analyse davon, welche politischen Mittel in welcher Situation wie funktionieren.

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Brief an die Familie

Straßburg, den 5. 4. 1833

Georg Büchner

Heute erhielt ich Euren Brief mit den Erzählungen aus Frankfurt. Meine Meinung ist: Wenn in unserer Zeit etwas helfen soll, so ist es Gewalt. Wir wissen, was wir von unseren Fürsten zu erwarten haben. Alles, was sie bewilligten, wurde ihnen durch Notwendigkeit abgezwungen. Und selbst das Bewilligte wurde uns hingeworfen wie eine erbettelte Gnade und ein elendes Kinderspielzeug, um den ewigen Maulaffen Volk seine zu eng geschnürte Windelschnur vergessen zu machen. …

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Lamento der Trauer

Ein Versuch

Christian Geissler

ein aspekt, der in unserer diskussion kaum erwähnung findet, wenn über militanz, bewaffneten kampf oder gewalt geredet wird, ist kein aspekt: angst. vor dem tod, vor schmerz, vor einsamkeit.

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...mitten im Nebel

Karl-Heinz Dellwo zur Geschichte der RAF

Karl-Heinz Dellwo

Der folgende Text besteht aus Auszügen eines 77 Seiten langen Aufsatzes von Karl Heinz Dellwo, in dem der Celler RAF-Gefangene die Geschichte der bewaffneten Organisation aufzuarbei­ten versucht. Wir haben diese Passagen ausgesucht, obwohl der Aufsatz bereits vor 3 Jahren geschrieben wurde. An ihm werden inhaltliche Positionen sichtbar, die in der sehr wütenden Aus­einandersetzung der letzten Wochen kaum noch zu erkennen waren. Aus diesem Grund fanden wir den Text hochaktuell und -interessant. Die Kürzung haben wir gemeinsam mit Karl-Heinz Dellwo vorgenommen.

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«der untergang der titanic»

Hans Magnus Enzensberger

Raubt, was man euch geraubt hat, nehmt endlich, was euch gehört, rief er, frierend, die Jacke war ihm zu klein, sein haar züngelte unter den kränen, er rief: ich bin einer von euch, worauf wartet ihr noch? Jetzt ist es zeit, reißt die barrieren ein, schmeißt das geschmeiß ins wasser mitsamt seinen koffern, hunden, lakein, die frauen auch und sogar die kinder, mit gewalt, mit messern und bloßen händen! und er zeigte ihnen das messer und er zeigte ihnen die bloße hand …

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Gesellschaft oder Ghetto

Text von Lutz Taufer von Ende 1992

Lutz Taufer

Es gab immer Widersprüche in der Gefangenengruppe, und es gibt sie, so auch 1992. Die Ursachen sind vielfäl­tig, aber die Kontraste gehen in letzter Konsequenz auf die Frage Gesellschaft oder Ghetto zurück.

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Eine kurze Antwort auf Lutz Taufer

Zettelknecht

Daß es keine Linke geben kann, die sich nicht als Teil der Gesellschaft begreift, und daß deshalb so viele Bemühungen der BRD-Linken in den letzten 15 Jahren eigentlich unpolitisch blieben, darüber gibt es nicht viel zu streiten. Du hast recht, wenn Du das einfache Weltbild vieler radikaler Linker kritisierst, in dem nur noch ein «schwarz und weiß», «wir und sie» auftaucht. Ein solches Denken vereinfacht, übersieht, daß es Prozesse und Entwicklungen gibt, aber vor allem führt es dazu, daß es sich die Linke in ihrer Nische bequem machen kann.

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Die Unsichtbaren

Textauszug

Nanni Balestrini

Der vereinbarte Tag war gekommen und in aller Frühe bevor die Schultore öffneten hatten wir ein großes Plakat angeklebt das die Versammlung ankündigte und alle aufforderte an der Versammlung teilzunehmen wir nehmen ohne zu fragen stand groß darauf und Gelso hatte noch druntergeschrieben und zwar alles was wir brauchen …

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«Die Nacht wird Sterne haben»

Buchbesprechung

Norbert Hofmeier

Als ich vor einiger Zeit dieses Buch gelesen hatte und ziemlich begeistert davon erzählte, wurde ich gefragt, ob ich denn nichts dazu schreiben könnte. Ja, aber da es auch sehr persön­liche Geschichten waren, wird es am besten sein, ich lasse einige der Stimmen zu Wort kommen. Das Buch geht uns auch ganz direkt an – hier.

Kultur

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«Vor diesem Hintergrund untragbar»

Linke, Kunst und Zensur – Text einer Hamburger Gruppe und ein Kommentar der Arranca!-Redaktion

AG Kultur und Geschichte Hamburg & Redaktion

Anlaß dieses Aufsatzes sind einige militante Eingriffe in den Kulturbetrieb der letzten Jahre, u. a. der Versuch, die Aufführung des Films Terror 2000 in einem Berliner Kino zu verhindern. Die Aktivisten dieser oder vergleichbarer Aktionen gehören meistens zu marginalen, radikalen Minderheiten, die Bandbreite reicht von Blockaden, wie die des Deutschsein-Symposiums in Düsseldorf, über Beschädigungen, so geschehen bei sexistischen Ausstellungen in Hamburg, bishin zu Zerstörungen und Handgreiflichkeiten.

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Reden über Klassik

Beethovens Cello-Sonate op.69 – Teil 2

Peter Schleunig

Eigentlich sollte ein Vor­trag über ein Musikstück nach dessen Erklingen gehalten werden, nicht aber vorher, damit sich die innere Produktion der Hörenden ohne andere Einflüsse als die Musik entwickeln kann, nicht durch Analytisches, Bio­graphisches oder Anekdo­tisches vorgeformt, ver­borgen oder gehemmt wird. So jedenfalls könnte man denken.

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Mit Nazis reden

Wiglaf Droste

Am Mittwoch, dem 25. August 1993, hatte man erneut Gelegenheit, deutschem TV-Topjournalismus beizuwohnen. In den ARD-Tagesthemen führte Sabine Christiansen ein Interview mit dem sächsischen Innenminister Heinz Eggert über die Frage, ob man junge Neonazis in freundliche, milde Menschen verwandeln könne, indem man sie mit Jugendzentren, Sozialarbeitern usw. überhäufe. Eggert, dessen Äußeres immer wieder in Erinnerung ruft, daß die Folge «Amok in Bethel» aus der TV-Serie Peter Strohm noch immer nicht gedreht worden ist, kippte die Interviewsituation um und fragte Frau Christiansen: «Wann haben Sie oder ich das letzte Mal mit einem Rechtsradikalen gesprochen?»

Reportagen

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Stadtguerilla, Fokismus und bewaffneter Kampf

Interview mit Eleuterio Fernandez Huidobro, Uruguay

Redaktion

Die arranca!-Redaktion sprach mit dem uruguayischen Politiker und Schriftsteller Eleuterio Fernández Huidobro, Gründungsmitglied des National Liberation Movement (MLN), über Guerrillastrategien, Internationalismus, linke Kämpfe, Politikformen und Ziele.

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Rote Winter – Harte Zeiten

Interview mit Fermin Muguruza

Redaktion

Fermin Muguruza ist ein baskischer Musiker und Gründungsmitglied der Gruppen Kortatu und Negu Gorriak, die in ihrer antiimperialistischen Rockmusik explizit linksradikale Positionen beziehen. Die arranca! hat mit ihm über baskischen Aktivismus und Musik gesprochen.

…danach

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Báculo de Babél

Auszug

Blanca Andreu

Aus dem 1982 erschienenen Band Báculo de Babél der spanischen Dichterin Blanca Andreu.