Deutschland feiert sich selbst als weltweiten Vorreiter in der Klimapolitik. Aller Voraussicht nach wird es als eines von wenigen Ländern das im Kyoto-Protokoll festgehaltene Ziel, die Treibhausgasemissionen in der ersten Verpflichtungsperiode um 21 Prozent zu reduzieren, erreichen. Ein genauerer Blick auf die gegenwärtige Klimapolitik zeigt jedoch, dass etwa 80 Prozent der Reduktionen von Treibhausgasemissionen auf die Abwicklung der alten DDR-Ökonomie zurückzuführen sind.

...zum Editorial

Thema

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Freie Stromversorgung in Südafrika

Empowerment oder Disziplinierung

Greg Ruiters

Was kann ein Haushalt konkret mit 50 Kilowattstunden im Monat anfangen? Greg Ruiters, Professor am Institute for Social and Economic Research an der Rhodes Universität Südafrika, diskutiert in seinem Text das Für und Wider des Programms einer Freien Elektrizitäts-Grundversorgung (FEG). Kann das FEG das Problem der Massenarmut in Südafrika eingrenzen, isolieren oder nur verwalten?

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Die Natur beißt zurück

Kapitalismus, ökologische Marktwirtschaft und Krise

Mario Candeias

Der US-amerikanische Soziologe Mike Davis ahnte schon Ende der 1990er Jahre, dass die Natur zurückschlagen werde – angesichts der kapitalistischen Vernichtungsfeldzüge gegen sie. In Los Angeles etwa erlebten die Menschen, wie Pumas «mit gesundem Appetit auf langsame, weiche Tiere in Jogginganzügen» in den städtischen Raum vordrangen.

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Das Papier nicht wert

Monokulturen und Klima

Stefan Thimmel

«Als nachwachsender Rohstoff feiert Holz ein eindrucksvolles Comeback. So tendierten in den vergangenen Jahren die Preise für Bauholz und Papier-Zellulose stetig nach oben. Dies lag vor allem am erhöhten Bedarf an Holz, bedingt durch das hohe Wirtschaftswachstum der asiatischen und osteuropäischen Länder und den damit verbundenen Anstieg des Lebensstandards. Mit dem Bedarf kann das Angebot gegenwärtig kaum mithalten», so das Fachblatt Indexing Inside im April 2007.

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Gender, Klimawandel und Biodiversität

Julika Schmitz

«Biodiversität», die Vielfalt der natürlichen Ressourcen, wird als Begriff auch in Deutschland zunehmend bekannter – auch weil Ökosysteme durch den Klimawandel immer stärker unter Druck geraten. Was dabei oft übersehen wird, sind die Zusammenhänge von Biodiversität und Geschlechterverhältnissen. Aktuelle internationale Bemühungen um den Schutz der Biodiversität nehmen oftmals eine rein ökonomische Sichtweise ein, welche die Belange und die Rolle von Frauen ignoriert.

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Orwell in grün

Im Namen des Klimaschutzes könnten neue Kontrolltechniken salonfähig werden.

Niels Boeing

Es ist noch nicht lange her, dass der ökologische Umbau der Industriegesellschaft als Anliegen so genannter Gutmenschen verblasste. Die vermeintliche Revolution eines sozialen Internets erschien aufregender, der «Krieg gegen den Terror» dringlicher, als sich den Kopf über Ressourceneffizienz oder biologische Landwirtschaft zu zerbrechen. Das ist vorbei: Das Thema Nachhaltigkeit hat, 15 Jahre nach der Rio-Konferenz, wieder den politischen Mainstream erreicht.

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Steigende Meere, sinkende Erträge

Wie Klimawandel und Hunger zusammenhängen

Tobias Bauer

Der Klimawandel beherrscht die öffentliche Debatte: Schmelzende Gletscher, heimatlose Eisbären, der Beitrag des Menschen zur Veränderung der globalen Lebensgrundlage. Eine drastische Konsequenz der globalen Erwärmung bleibt jedoch in vielen politischen Kommentaren unterbelichtet: Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Menschen in Entwicklungsländern.

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Deutsche Küche

Warum Fleischkonsum das globale Klima und den Hunger in der Welt anheizt

Christian Noll

Der Grund waren nicht die Hungeraufstände in Tahiti und nicht der für Geringverdienende schmerzhafte Anstieg der Lebensmittelpreise in Deutschland. Es war weder die zunehmende Flächenkonkurrenz zwischen Nahrungs- und Energiepflanzen, noch dass deutlich wurde, wie mit «Bio»-Ethanol der Regenwald samt Orang-Utan in den Tank gespritzt wird. Nein, allein an der Sorge des ADAC um drei Millionen gefährdete Autos scheiterte das Gesetz zur Beimischungspflicht für Agrosprit in Deutschland.

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Die Axt am Pfeiler des Kapitalismus

Chris Methmann

Konsumkritik gilt vielen als Ideologie, die gesellschaftliche Probleme auf Einzelne abwälzt. Dabei ist sie dringend nötig – und kann unter den richtigen Vorzeichen viel gewinnen: Einen alltagstauglichen Zugang zur Kapitalismuskritik zum Beispiel.

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Von fossilen Dinosauriern und aufstrebenden Öko-Pionieren

Die deutsche Energiepolitik im Kontext postfordistischer Naturverhältnisse

Hendrik Sander

Deutschland feiert sich selbst als weltweiten Vorreiter in der Klimapolitik. Aller Voraussicht nach wird es als eines von wenigen Ländern das im Kyoto-Protokoll festgehaltene Ziel, die Treibhausgasemissionen in der ersten Verpflichtungsperiode um 21 Prozent zu reduzieren, erreichen. Ein genauerer Blick auf die gegenwärtige Klimapolitik zeigt jedoch, dass etwa 80 Prozent der Reduktionen von Treibhausgasemissionen auf die Abwicklung der alten DDR-Ökonomie zurückzuführen sind.

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Pipeline durchs Biotop

Die verfehlte Klimaschutzagenda der Weltbank

Daniela Setton

Seitdem der Klimawandel in aller Munde ist, spekuliert auch die Weltbank auf eine neue, bedeutsame Rolle. Das Thema ist für die Weltbank keinesfalls neu. Schon seit Beginn der 1990er Jahre firmiert der Klimawandel in den Hochglanzbroschüren der Weltbank als «größte Herausforderung der Menschheit». Inzwischen präsentiert sie sich nicht mehr nur als Entwicklungsbank, deren Traum «eine Welt ohne Armut» ist, sondern als Umwelt- und Klimabank, die hervorragend geeignet sei, Finanzierung und «Know How» bereitzustellen, um Entwicklungsländern bei der Anpassung an den Klimawandel, dem internationalen Transfer «sauberer» Technologie und der Reduzierung von Treibhausgasen zu «helfen». Genau diese Themen stehen bei den internationalen Klimaverhandlungen ganz oben auf der Agenda.

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Niemand steht außen

Eine Kritik an Agrotreibstoffen als radikale Gesellschaftskritik

Andreas Hetzer

Treibstoffe aus pflanzlichen Rohstoffen haben in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Boom erlebt. Die Herstellung von Biodiesel im globalen Maßstab hat sich sogar vervierfacht. Die Rechnung ist aber nicht so einfach: Agrosprit als Mogelpackung leistet unter momentanen Produktionsbedingungen keinen Beitrag zur Verringerung des Schadstoffausstoßes oder zur Reduktion von Treibhausgasen.

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Kauf dich glücklich

Boris Demrovski

Es geht quer durch die bunte Warenwelt der Shoppingmeile. Die Globalisierung ist längst in unserem Alltag verankert und hinterlässt Spuren in unserem Konsumverhalten. Egal ob Verbrauchsgüter oder neue Technikspielerei, viele Produkte haben bereits mehr Länder dieser Welt bereist als du. Folge unserer Entdeckungsreise durch die Straßen dieser Stadt.

Artikel außerhalb des Schwerpunkts

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Antiislamismus und Islamismus

Zwei Seiten eines rassistischen Diskurses

Iman Attia

Das Bedürfnis, sich über «den Islam» zu informieren, ist in den letzten Jahren in Deutschland gestiegen. Politische, gesellschaftliche und soziale Phänomene werden zunehmend durch «die Kultur» und «die Religion» der Anderen zu erklären versucht. Damit wird der eigene Anteil an diesen Phänomenen und am problematischen Verhältnis zueinander geleugnet. Die Situation der Anderen wird mit deren «Kultur» begründet, die auf Grund «des Islam» für desolate Zustände verantwortlich sei.

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Opfer der Marktgesellschaft

Obdachlosenfeindlichkeit als klassistische Formation

Andreas Kemper

Klassismus meint klassenspezifische Diskriminierung in einem weiten Sinne. Der Begriff umfasst sowohl die Ausbeutung und Entfremdung von Arbei­terInnen wie sie die marxistische Analyse darstellt, als auch die Benachteiligung von Arbeiterkindern im Bildungssystem und die Kontrolle der EmpfängerInnen von Arbeitslosengeld II durch die Arbeitsverwaltung. Klassismus beleuchtet nicht nur die klassenspezifische Ausbeutung und Unterdrückung in Ökonomie und Politik, sondern auch die Zuschreibungen und Abwertungen im Feld des Sozialen und Kulturellen. Der französische Soziologe Pierre Bourdieu nannte dies Klassenrassismus.