Hamburg, 1. Mai 1975 – aus der 1. Mai-Demonstration der Gewerkschaften heraus löst sich eine von internationalistischen Inhalten bestimmte Demonstration mit 6.000 Teilnehmer_innen. Die Redner_innen der Kundgebung werden immer wieder von frenetischem Beifall unterbrochen, insbesondere jene aus dem Ausland. Wieder und wieder wird «Hoch die internationale Solidarität» und Parolen auf Spanisch und Portugiesisch angestimmt. Im Anschluss werden auf einer antiimperialistischen Feierlichkeit in den Hamburger Messehallen mit rund viereinhalb Tausend Teilnehmer_innen fast 30.000 DM für den Vietcong gesammelt.

Kairo, 11. Februar 2011 – mehr als 30 Jahre später zwingen durch die Jasminrevolution in Tunesien angefachte Massenproteste den ägyptischen Präsidenten Muhammad Husni Mubarak zum Rücktritt. Inspiriert von den Protesten in Tunesien und Ägypten entstehen in vielen Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas Protestbewegungen gegen die politische und soziale Situation.

...zum Editorial

Thema

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Anfänge

Die Grenzen der Troika und die Verbindungen transnationaler Praktiken

Claudia Bernardi & Paolo Do

Dieser Artikel analysiert die Formen globaler Kämpfe weltweit und fokussiert dabei Europa, wo neue Kräfte- und Machtverhältnisse entstehen. Ausgehend von Blockupy sehen wir eine neue Art von Kapitalismus – den Biofinanz-Kapitalismus – als Ausgangspunkt für die gegenwärtige globale Unruhe. Der Begriff Biofinanz-Kapitalismus betont die Allgegenwärtigkeit der heutigen Finanzökonomie. Nach dem Schweizer Wirtschaftswissenschaftler Cristian Marazzi befinden wir uns in einer historischen Periode, in der Finanzen mit der eigentlichen Herstellung von Gütern und Dienstleistungen verschränkt sind und sich über den gesamten ökonomischen Kreislauf ausweiten. Außerdem ist der Prozess der Inwertsetzung durch die zunehmende Verstrickung mit dem Leben der Menschen gekennzeichnet. Wert entsteht nicht nur durch körperliche Tätigkeiten und materielle Arbeit, sondern auch aus – global gedachten – Körpern und Bevölkerungen.

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Zeitgemäßer Internationalismus

Der Kampf gegen rassistische Diskriminierung und für globale Bewegungsfreiheit

FelS Intersol AG

Wir sind uns bewusst, dass es problematisch ist, rückblickend Ideen oder Bewegungen mit einer festen »Geburtsstunde« zu versehen. Die Entstehung des Internationalismus in der sozialistischen Arbeiter_innenbewegung im kolonialen Europa zu verorten, während in vielen Teilen der Welt schon seit Jahrhunderten solidarische Kämpfe gegen koloniale Unterdrückung geführt wurden, kann als eurozentrisch kritisiert werden. Wir reflektieren daher die beschränkte Perspektive unseres Internationalismusbegriffes und beziehen uns auch im Folgenden vor allem auf die Entwicklung des Internationalismus in der Bundesrepublik Deutschland.

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Über den Tellerrand hinaus

Klima-Internationalismus auf der Höhe der Zeit

FelS Klima AG

Seit einigen Jahren formieren sich an verschiedenen Orten auf dem Globus sozial-ökologische Kämpfe mit ganz unterschiedlichen Hintergründen, die als Klimabewegung zusammengefasst werden können. Einen gemeinsamen globalen Ausdruck fanden diese heterogenen Bewegungen bei den Protesten und kollektiven Diskussionen anlässlich des UN-Klimagipfels in Kopenhagen im Jahre 2009. Kopenhagen und auch der alternative Gipfel in Cochabamba im Jahr danach waren Kristallisations-, Höhe- und zugleich Wendepunkte der jungen Bewegung.

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«Ob von außen erstrittene Mindeststandards Perspektiven für weitergehende Forderungen eröffnen, halte ich für fragwürdig.»

Solidarität und Gegenmacht im Produktionsprozess aus der Sicht indonesischer Gewerkschaften

Anwar ‹Sastro› Ma’ruf

Anwar ‹Sastro› Ma’ruf ist nationaler Vorsitzender der Working People’s Association und der Indonesian People’s Movement Confederation, zweier Organisationen der linken Bewegung Indonesiens, die sich gegen Ende des autoritären und antikommunistischen Suharto-Regimes (1966-1998) formierten und sich eine undogmatische Organisierung der Linken sowie die Zusammenarbeit unterschiedlicher sozialer Bewegungen zur Aufgabe machen. Sastros Engagement begann in den 1990er Jahren als Arbeiter in der Elektroindustrie, als er noch unter Bedingungen der Illegalisierung in autonomen Arbeiter_innenorganisationen aktiv war. Diese waren die Vorläufer der später entstandenen unabhängigen Gewerkschaften und arbeiten heute an einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen Industriearbeiter_ innen, staatlichen Angestellten und anderen sozialen Bewegungen.

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Solidarität für die politische Gegenwart

Interview mit David Featherstone

David Featherstone & Patrick Stary

Die arranca! spricht mit David Featherstone über sein neues Buch zum Thema Internationalismus und Solidarität. David erklärt dabei, was ihn dazu veranlasst hat, das Buch zu schreiben, welchen geschichtlichen Zeitrahmen und welche internationalen Kämpfe er untersucht hat, wie die Geschichte internationaler Solidarität in Deutschland zu bewerten ist und was wir daraus für die aktuelle Krise in Europa lernen können.

Artikel außerhalb des Schwerpunkts

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Die Neuzusammensetzung von Zwang und Konsens in der «Eurokrise»

Auf dem Weg zu einem autoritären Wettbewerbsetatismus?

Lukas Oberndorfer

«Darum muss man so eingerichtet sein, dass, wenn sie nicht mehr glauben wollen, man mit Gewalt sie kann glauben machen.» Diesen Ratschlag, rechtzeitig Zwangsapparate in Stellung zu bringen, gibt Niccolò Machiavelli in seinem Handbuch für neuzeitliche Herrschaft (Der Fürst) für den Fall, dass der Konsens für ein gesellschaftliches Entwicklungsmodell schwindet.

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Die Krise des Marxismus in Italien

Zur Entstehung des Operaismus

Daniel Knopp

Konzepte eingreifender Untersuchungen* stoßen derzeit wieder auf ein gesteigertes Interesse. Wieso ist das so? Um die wiederkehrende Aktualität besser zu verstehen, lohnt es sich, einen Blick auf ihre historischen Entstehungsbedingungen zu werfen.