Doch die Zeiten sind vorbei, in denen sich die acht Staats- und Regierungschefs der in der G8 zusammengeschlossenen Staaten ohne Weiteres und widerspruchslos zum vertraulichen Tête-à-Tête treffen können. Der G8-Gipfel als Ausdruck globaler Herrschaftsverhältnisse, Symbol der Macht, der Führungsstärke und der Botschaft der Alternativlosigkeit des Kapitalismus ist angeschlagen. Was in Seattle und Genua begann, hat in der neoliberalen Hegemonie Risse hinterlassen.

Die in Seattle aufgebrochene Bewegung knüpft in vieler Hinsicht an die neue globale Situation an, die geprägt ist von den Kämpfen und Bewegungen der 1990er Jahre gegen den Neoliberalismus. Erinnert sei an den Zapatisten-Aufstand vom 1. Januar 1994, der zeitgleich mit dem Inkrafttreten des Freihandelsabkommens NAFTA begann und erstmals in einer „globalen“ Sprache seine Stimme gegen den weltweiten Neoliberalismus erhob.

Die globalen Widerstandsbewegungen gegen die kapitalistische Globalisierung haben an Stärke gewonnen. Ihre Ergebnisse sind ebenso vielfältig wie die Dynamik und die Breite der Bewegungen. Und sie sind – wie nicht anders zu erwarten – von tiefen Widersprüchen durchzogen. Großmobilisierungen sind immer ein Anlass, Fragen nach der politischen Perspektive von Kämpfen und Widerstand aufzuwerfen. Indem wir einen Blick auf die bundesdeutschen Verhältnisse werfen, den Mobilisierungsprozess gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm Revue passieren lassen und uns den Kämpfen in Frankreich, Italien, den USA, Korea und dem Wiedererstarken der Linken in Lateinamerika zuwenden, wollen wir Erfolge und Misserfolge, Grenzen und Herausforderungen für diese Kämpfe ausleuchten.