Eine Idee, eine Phantasie, ein Bild oder ein Wert, in denen das Scheitern nicht vorkommt, ist von vorneherein, nun ja, »zum Scheitern verurteilt«. Wenn einer scheitert und redet sich heraus und gibt die Schuld den anderen, dann ist er nicht gescheitert, sondern ein Arschloch. Wenn einer scheitert und merkt es nicht einmal, ist er ein dummes Arschloch. Das Scheitern ist ein Flash des Subjekts; es »fühlt« sich im Scheitern so sehr (mindestens!) wie im Triumph. Nur freie Menschen können scheitern.
Scheitern ist nicht einfach: Misslingen. Scheitern kann man nur mit ganzem Herzen, also nicht im Zurückschrecken, Umwegnehmen oder Taktieren. Aber auch nicht im Weitermachen um jeden Preis, im Blindwerden und Blindmachen. Zum Scheitern braucht man genau den richtigen Zeitpunkt. Das ist der Punkt, an dem die Geste der Heldin oder des Helden genau so stark ist wie die Sache, an der man scheitert.
Wer scheitert, hat nichts falsch gemacht. Entweder scheitert er oder sie, weil er oder sie das Richtige tat, oder sie oder er erkennt das Richtige im Scheitern. Zwar kann man die äußere Gestalt des Scheiterns durch Fehlentscheidungen bestimmen, im Kern des Scheiterns aber liegt weder der Fehler noch das Richtige; Scheitern geschieht jenseits von »richtig« und »falsch«.
Die innere Wahrheit einer Gesellschaft also ist das Scheitern, die äußere Form das Gewinnen. Je mehr die allgemeine Praxis auf das Gewinnen (um jeden Preis) abzielt, desto wichtiger ist eine Kultur des Scheiterns. Kein Wunder also, dass es das protestantisch-kapitalistische Bürgertum ist, das sich eine »Kultur des Scheiterns« hält, die in ihrer Verfasstheit liegt. Über die Frage, ob Kapitalismus ohne Demokratie funktioniert, vergisst man oft die Frage, ob Kapitalismus ohne Religion funktioniert. Sie gleicht den Widerspruch zwischen dem Scheitern der Elemente und dem Gewinnen des Systems aus.
Jeder Profit, der gezogen wird, ist ein Weitergeben des Verlustes, entweder an seine Mitmenschen oder aber an die kommenden Generationen (oder gleich an beide). Wenn also Banker »scheitern« (indem sie mal eben ein paar Milliarden vernichten), dann lassen sie die Verlust-Rechnung nur gegenwärtig und topografisch werden. In der Logik des Geldes sind sie nicht gescheitert. Kann man in der Logik des Geldes scheitern? Get rich or die tryin. Gangsta-Logik.
Die beiden Formen des radikalen Nicht-Scheiterns sind der Terror und die Revolution (so wie die inneren Formen des Nicht-Scheiterns die Religion und die Ideologie sind: Wehe, wenn sich beides verbindet!). Das heißt nicht, dass ein Terrorregime nicht scheitern könnte, und es heißt auch nicht, dass eine Revolution das nicht kann. Es meint ein gewaltsames Überwinden des Scheiterns als Grundprinzip. Es sind die großen Helden der populären Kultur, die sich im Scheitern bewegen: die alten Westerner, die Rock-Musiker, die traurigen Gangster der fiktiven Unterwelt, schäbige Detektive und traurig-schöne Frauen, die am selben Gift sterben möchten wie die boys in the backroom. Wenn der Soziologe Richard Sennett recht mit dem Gedanken hat, dass das Scheitern ein Tabu der modernen Gesellschaft ist (und demnach eine frivole Doppelcodierung in der postmodernen), dann ist Pop-Kultur nichts anderes als die Religion des Scheiterns. Und natürlich können wir auch hier eine Entwicklung der Entwertung und der Entwürdigung erkennen. Im Reality TV hat »Scheitern« keine Würde mehr, da geht es nur um das Opfer der Unterdurchschnittlichkeit zum Gaudium der Durchschnittlichen. Auch diese Kultur hebt das Scheitern nicht auf, sondern treibt es uns aus.
Auf der anderen Seite stehen die, die kein Scheitern kennen, die Pornostars der sexuellen Ökonomie, des Militärs und der Wall Street, und die, welche ihr Leben als Jammertal begreifen und entsprechend opportunistisch wechseln zwischen Begehren und Jammern, die Soap Operas und Comedy-Clowns (und die, die wir »Politiker« nennen). Vielleicht ist es Ihnen schon aufgefallen: Jede Erzählung vom Menschen beginnt mit dem Scheitern oder führt darauf hin. Als würdevolles Verlieren ist Scheitern ans Narrativ gebunden, als Experiment der Selbsterfahrung dagegen an irgendeine Form der Schönheit, als Teil des Lebens schließlich an einen letzten Überschuss: Der Gescheiterte kann nicht einfach zerstört, tot, weg sein. Scheitern ist ein dramaturgisches Geschehen, weder das Ende, noch die furchtbarste aller Katastrophen, das Weitermachen wie vorher. Der plot point Scheitern macht die Erzählung doppelt sichtbar, als Erkenntnis und als Schönheit. Schön kann nur bleiben, was gescheitert ist, das gilt für Liebe, Kunst und Revolution. Andrerseits kann auch nicht wirklich großartig scheitern, wer sich von vornherein vor den Mühen der Ebene fürchtet. Kurzum: Man darf weder scheitern wollen noch darf man das Scheitern akzeptieren, wenn man eine schöne Geschichte des Scheiterns erzählen oder leben will.
Natürlich ist das Problem des Scheiterns seine aristokratische Attitüde. Können Kollektive scheitern? Ohne Frage. Aber können sie, wie das Helden-Subjekt, das Scheitern genießen? Das scheiternde Kollektiv zerfällt, der scheiternde Held aber wird erst. Wo anders kann er hinwollen als zum Kollektiv? (Das Ziel des Helden, sagt Rousseau, »ist das Glück der Menschen und diesem erhabenen Werk widmet er die edle Seele, die er vom Himmel empfangen hat«. Scheitern ist, unter anderem, ein mindfuck der »edlen Seelen«.)
Der ärgste Feind des Scheiterns ist die Ironie
Die Spaßgesellschaft hat das Konzept des Scheiterns gleichsam auf den Kopf gestellt. Sie verlangt von ihren Mitgliedern, dauernd auf die Nase zu fallen, dies aber nicht weiter tragisch zu nehmen. Die Cleveren vermarkten ihr Auf-die-Nase-Fallen, die Dummen tun es im unerschütterlichen Glauben, dass ein andermal ein anderer anderswo Erfolg haben könnte. Begehren und Jammern sind bei ihnen daher nur eine Sendeminute voneinander entfernt. Der »geborene Loser« hat das Scheitern in erträgliche Segmente zerlegt. Lieber als in einem Raum, den es zu betreten gälte, scheitert er schon an der Türschwelle – zu unserer Freude. Aber wissen wir, worüber wir da lachen?
Scheitern kann nur, wer über sich selbst hinausreichen wollte. Niemand scheitert an einem Bausparvertrag, und auch das »Scheitern an einer Gebrauchsanweisung« (wie wir es wohlig uns erzählen) ist in Wahrheit Teil des ironischen Herunterstufens. So scheitert man in einer Beziehung, in seiner Karriere, seinem Plan, wo man in Wahrheit an nichts als an der eigenen Armseligkeit scheitert. Denn es verhält sich natürlich auch genau umgekehrt: Indem wir etwas, und sei es noch so trivial, mit dem Begriff des Scheiterns belegen, werten wir es auf. Wer, mit diesem sardonischen Grinsen, wir kennen das, von seinem »Scheitern an einem Anrufbeantworter« erzählt, gehört zu einer umgedrehten Spaßkultur, die uns aufgepimpte Alltagstrivialität als Kommunikation und Bedeutung verkauft. Wer sein Alltagsleben mit »Scheitern« perforiert, scheitert, wenn überhaupt, an dem verzweifelten Versuch, sich wichtig zu machen. Scham darf es beim Scheitern nicht geben, wohl aber beim »Gerede zum Scheitern«. Denn so wahr es ist, dass Scheitern ein Tabu in der kapitalistischen Organisation des Alltags und der Geschichte ist, so wahr ist es auch, dass wir unentwegt von beinahe nichts anderem als vom Scheitern schwätzen, vom eigenen, und mehr noch vom Scheitern der anderen.
Es ist klar, dass so schnell der Held zum Verbrecher wird (wenn nicht ohnehin in jedem Helden ein Verbrecher steckt), das Scheitern zum Versagen wird (zum Beispiel das Scheitern an einem Wert wie der Menschlichkeit: »Wir, die wir die Freundlichkeit wollten, konnten selber nicht freundlich sein«, das mag für den Augenblick so viel erklären wie der Hinweis, dass die Revolution kein Deckchenstricken ist. Aber unabhängig davon, ob ihm das klar war oder nicht: Brecht hat mit diesem Satz das Scheitern beschrieben, ohne dass es keine Veränderung gibt. Unter gewissen Umständen ist Scheitern das aufklärerische Pendant des Opfers. Warnungen vor Mystifikation beiseite.)
Das zweite, was das Scheitern fürchten muss, das ist die eigene Inflation. Hütet euch vor Menschen, die ins Scheitern verliebt sind! (Und wer nur scheitern kann, kann auch das nicht.)
Darum, nehmen wir den Satz von oben noch einmal auf: Was »zum Scheitern verurteilt ist«, kann gar nicht scheitern, sondern ist bloß schiefgegangen.
In einer »komplexen« Gesellschaft ist Scheitern prinzipiell verboten, weil jedes Scheitern eine epidemische Ausbreitung erfährt: Anders als ein bloßes Verlieren ist Scheitern ansteckend. Jedes System produziert Gewinner und Verlierer, aber der Scheiternde transzendiert diese Produktionslogik. Er heiligt und verdammt das System zugleich. Man kann den Mythos des Scheiterns deshalb nicht auf eine lineare Weise »politisieren«. Allerdings leben wir nicht nur in der Gegenwärtigkeit des Scheiterns, sondern auch in einer Geschichte des Scheiterns - und das heißt: Scheitern heute ist nicht dasselbe wie Scheitern gestern, ja, Scheitern ist in doppeltem Sinne selbstwidersprüchlich, in seinem Wesen, als »Triumph des Verlierens« und in seiner Geschichte, als beständige Umwertung. In einer Gesellschaft des populistischen Medienkapitalismus ist »Scheitern« - Scheitern 2.0 - gleichbedeutend mit Verschwinden. Was sichtbar ist, ist nicht gescheitert, denn sonst wäre es nicht mehr sichtbar. So wäre in der Gesellschaft des Medienbildes öffentliches Scheitern nichts anderes als eine besondere Form des Triumphierens. Das Bekenntnis zum Scheitern ist ein Genre unter vielen, die zur Entropie der Bedeutsamkeit von Biographie beiträgt und ungefähr so interessant ist wie Hochzeitsinszenierungen von Boris Becker.
Natürlich könnte man sagen: Man kann an allem scheitern. An der Welt oder an einer Tasse Tee. Aber generell sollten wir das Scheitern für ein größeres Ganzes reservieren. Was wiederum nicht heißt, dass man das kleine Scheitern nicht als perfektes Abbild des wirklichen Scheiterns betrachten kann, alle Hochkomik funktioniert so: Die Frage ist, ob wir das Scheitern an einer Bananenschale als ein Scheitern am Schicksal, ein Scheitern an der Bosheit der Gesellschaft (ihrer Unordnung oder ihrer Gemeinheit oder ihrer Nachlässigkeit), das Scheitern an der Natur oder das an uns selbst – verträumter Idiot! – ansehen. (Genau hier lässt sich die Spaltung des Scheiterns erkennen: Subjekt und Objekt nämlich vertauschen die Rollen: Man scheitert schließlich nicht an der Bananenschale, sondern an dem Versuch, einen Sinn in ihrer Tücke zu erkennen, so wie Laurel & Hardy nicht an der Tücke des Objektes scheitern, sondern an der Frage, ob die Dinge, die ihnen das Leben versauen, belebt sind oder nicht, ob das Missgeschick eine Erfahrung oder eine Metapher ist. Das Missgeschick wird zum Scheitern erst durch einen Akt des (unglücklichen) Bewusstseins.
Niemand will scheitern; aber destruktiver gewiss als das Scheitern ist die Angst vor dem Scheitern. Die Angst vor dem Scheitern ist ein Herrschaftsinstrument. Man schafft auf diese Weise »die Jugend« ab, den leeren Raum der Möglichkeiten in den Städten, die Ideen, die Lust: Eine Gesellschaft, die von der Angst vor dem Scheitern beherrscht wird, trocknet aus; eine Gesellschaft, in der das Scheitern zum Gesellschaftsspiel, komplett mit Regeln und Coaching im TV, geworden ist, ersäuft.
Wenn Tapferkeit eine hinkende Tugend ist, dann ist Scheitern eine hinkende Pose. Der Künstler, das gehört zu ihm seit den Zeiten von da Vinci, klagt unentwegt sein Scheitern an, da er kein Werk schaffen kann, dass mit der göttlichen Schöpfung, mit der Natur konkurrieren kann. Die moderne Kunst scheitert nicht mehr an diesem Vergleich, sie ist der Ausdruck des Scheiterns an sich. Der Künstler nach Beuys scheitert nicht mehr am Versuch, die Welt zu heilen, sondern an dem, sich selbst zu heilen, der Künstler nach Andy Warhol scheitert nicht an der Wirklichkeit, sondern am Bild. Das metaphysische Scheitern des modernen Künstlers aber liegt generell darin, dass er außerhalb sein müsste, um wahrhaftig zu sein, und daher nur wahrhaftig seine Unfähigkeit, außerhalb zu sein, bearbeiten kann.
Schon früh, so will es die Gesellschaft des Neoliberalismus, werden die Verlierer aussortiert, die Loser, Verlierer, Versager. Aber in Wahrheit geht es um eine Jagd auf die Verweigerer. Denn es gilt sehr genau zu unterscheiden zwischen jenen, die im System scheitern und den anderen, die am System scheitern.
Eigentlich ist es ganz einfach: Scheitern ist die Art des Verlierens, bei der der Verlierer seine Würde nicht verliert. Wenn man das ein paar Mal dialektisch umdreht kommt man darauf, dass Scheitern eine ästhetisch ansprechende Form des Widerstands sein kann. Eine Form der praktischen Kritik an einem System ist das Scheitern allemal. Wer im System scheitert, zeigt sein Unvernünftigkeit auf, wer am System scheitert, zeigt seine Unmoral auf: Robin Hood, Jesse James, Blackbeard und all die anderen Sozialbanditen werden als Gescheiterte am System zu Outlaws, bevor sie, teils aus moralischen Gründen, teils weil sie den Schritt nach außerhalb nie radikal genug tun konnten, an ihrem Outlaw-tum scheitern. Denn anders als ein bloßes Versagen oder Verzagen ist das wahre (das alte) Scheitern (Scheitern 1.6) kein Verschwinden. Einem System merkt man an, wie seine Elemente an ihm und in ihm gescheitert sind. Der Handel, die Kunst, das Wissen, all diese Systeme, die immer »wachsen« müssen damit sie sich überhaupt erhalten, funktionieren so: die Erfolgreichen darin sind nichts anderes als Ausdruck zorniger und depressiver Energie der Scheiternden. Die Scheiternden sind das Blut und das Fleisch, die Erfolgreichen nur das Make Up.)
Angriff auf das Scheitern
Nun könnte man behaupten, dass »die Krise« unter vielem anderen auch ein großer erleichternder Rülpser der Weltkultur ist. In der Krise ist Scheitern erlaubt.
Das große, nicht nur semantische Problem ist eben dieses: Wenn Scheitern erlaubt ist, nicht erzeugt aber doch beflügelt von der Krise unserer Jahre, ist es dann überhaupt noch ein Scheitern? Ein Scheitern light in unserer Soap Opera- und Coaching-Kultur ist die zweite der großen Gefahren für den Mythos (nach der Ironie).
Was uns die Manager und Banker und Politiker gerade vormachen: Man kann so gründlich vergeigen, versieben, versenken und verarschen wie man will - in gewissen Positionen. Sie lehren uns also nicht etwa das schönere und bessere Scheitern, sondern im Gegenteil, sie entwerten es. Sie machen eine Farce aus dem Scheitern. Wir würden ja gar nicht verlangen, dass sie sich ins Schwert stürzen oder in den leeren Geldspeicher, wenn sie nur aufhören wollten, zu grinsen, zu schnarren und ihre Worthülsen zu verbreiten! In der Krise sehen wir das Schauspiel eines Scheiterns, das keines mehr ist. Genau anders herum als im klassischen Modell vom erfolgreichen System, das aus dem Scheitern seiner Elemente besteht, haben wir es hier mit einem System zu tun, das an seinen Elementen scheitert. (Damit ist nicht »der Kapitalismus« gemeint, der ist zugleich noch einfacher und wesentlich komplizierter, sondern das System der Schnittstellen zwischen Politik, Ökonomie und Kultur.)
Das System ist gescheitert! Rufen die Besserwisser. Woran aber kann das System gescheitert sein? Und kann ein System überhaupt scheitern (schließlich ist es doch, in der Dramaturgie des Scheiterns, weder Subjekt noch Objekt, auch wenn alle seine Elemente so wie alle seine Regeln Symptome und Metaphern sind). Es will ja nichts außer sich selbst und immer mehr von sich selbst. Es hat ja keine Würde, die es verlieren könne und es will auch keine gewinnen. Scheitern im und am Kapitalismus kann und muss man, weil der Kapitalismus nicht scheitern kann, möglicherweise gibt es ihn gar nicht, jedenfalls nicht in der Art, wie man sich so allgemein ein »System« vorstellt. Und Scheitern ist immer eine Begegnung von Subjekten und Systemen. Scheitern also können in Wahrheit auch in der Krise wiederum nur Menschen aneinander, die einen scheitern mit ihrer Idee an der Praxis, die anderen mit ihrer Praxis an der Gewohnheit. So dass die Gewinner ebenso unglücklich sind wie die Verlierer, nur eben spiegelverkehrt: Mit dem grotesken Auseinanderklaffen von Idee und Wirklichkeit gibt es also das Scheitern dritten Grades, das strukturelle Scheitern.
Hüten wir uns daher auch vor Leuten, die anbieten, das Scheitern kontrolliert zu beherrschen. »Das Scheitern positiv zu bewerten, nachhaltig für den Erfolg zu nutzen, es erfolgsorientiert beherrschbar zu machen – das soll die Kunst des gelingenden Scheiterns vermitteln«. So verspricht es eine Agentur namens gescheit.es Scheitern. Und ihr Protagonist, Herr Stöhr, (»Hans-Jürgen Stöhr, 57, ist studierter Philosoph und will Menschen aller Berufsgruppen helfen, der Karriere neuen Schwung zu geben«) rät: »Beim guten Scheitern nimmt man zum rechten Zeitpunkt wahr, dass man sich von einem Projekt verabschieden muss. Man akzeptiert, dass etwas nicht so hingehauen hat, wie man es ursprünglich gedacht hat, und lernt langsam, sich von der Idee zu verabschieden und loszulassen […]. Wenn das gelingt, ist es viel einfacher, sich neu zu orientieren und etwas anderes zu starten.« Der Neoliberalismus macht also nicht mal mehr vor dem Scheitern halt. Wenn er in die Krise gerät, na schön, dann verkaufen wir eben das Scheitern. Und gescheiterte Manager werden Scheitern-Manager!