Aus unserer Sicht ist die G8 weniger als ein Machtzentrum zu begreifen, von dem aus Entscheidungen globaler Reich-weite getroffen werden. Die Koordination der mächtigsten Regierungen bildet vielmehr einen Knoten im Netzwerk globaler Hegemonie, in dem sich Herrschaftsverhältnisse verdichten und umkonfigurieren.

Denn was wird eine radikale Linke werden, die unter der Zukunft der Kämpfe nicht mehr die Verallgemeinerung ihrer eigenen Linksradikalität versteht, weil sie weiß, dass der Pluralismus der Kämpfe und Subjektivitäten jeder Vereinheitli-chung widersteht, auch einer «linksradikalen»?

Einige stellen sich sogar die Frage, ob ein weiterer Krieg bevorsteht, in dem die USA versuchen wird, die Ölwährung US-Dollar mit militärischer Gewalt zu sichern? Schließlich hatte auch der Irak vor dem US-Angriff den Ölhandel auf Euro um-gestellt und allein durch den Kursverfall des US-Dollar gegenüber dem Euro 15% mehr Gewinn eingeheimst.

Auch wenn wir dadurch nicht gleich «Den Kapitalismus zur Geschichte machen», ist die Ausweitung des Protestes eine Chance, eine Dynamik zu entfachen, die auch nach dem Gipfeltreffen Kämpfe in lokalen Auseinandersetzungen mit globalen Kämpfen verbinden kann.

Die Vordenker russisch-europäischer Energiestrategien versuchen, die bestehenden Blockaden zu überwinden. Sie arbeiten an der Vernetzung der herrschenden Businesseliten in transnationalen Kooperationen und Unternehmenskonglomeraten. Zu den VerfechterInnen dieser Politik gehört Außenminister Frank-Walter Steinmeier.

Nach Ende des Kalten Krieges haben in der Gemengelage von Kooperation und Konflikt die zentrifugalen Tendenzen stark zugenommen. Die Blockdisziplin war entfallen, so dass vor allem die EuropäerInnen eigene Interessen stärker artikulierten. Auf der anderen Seite haben der Unilateralismus der Bush-Administration und ihr Kreuzzug gegen den Terrorismus die Divergenzen vertieft.

Wenn demnächst MarathonläuferInnen auf Hamburger Sportplätzen ihre Runden drehen, kann es sein, dass sie nicht nur in, sondern auch auf Nike-Turnschuhen laufen. Auf gefälschten. Die zu Bodenmaterial geschredderten Markenimitate waren Teil der Produktfälschungen, die der Zoll Ende 2006 im Hamburger Hafen entdeckt hat.

Höhepunkt der SCO war ein groß angelegtes gemeinsames Militärmanöver im Jahre 2005, das sich offiziell gegen den drohenden Terrorismus richtete. Der Einsatz schwerster und modernster konventioneller Waffensysteme, auf russi-scher Seite sogar der Einsatz von Nuklearbombern, machte aber deutlich, dass es auf Taiwan und die USA zielte.

Die Anschläge auf das World Trade Center vom 11. September 2001 versetzten der globalisierungskritischen Bewegung in den USA einen schweren Schlag. Der Patriotismus und der «Krieg gegen den Terror» unterdrückten für einen Mo-ment alle sozialen Kämpfe: «United we stand!» war die nationale Parole.

In vielen Teilen der Welt begreifen sich GewerkschafterInnen mit ihrem Kampf für die Interessen von LohnarbeiterIn-nen als Teil einer umfassenden sozialen Bewegung. Vielen geht es nach Jahren der Krise um den Wiederaufbau der Gewerkschaften «von unten».

Als 2004 der US-Übergangsverwalter für den Irak, Paul Bremer, das Land verließ, hatte die Besatzungsverwaltung u.a. die Order 81 zum irakischen Sortenschutzrecht erlassen. Danach können Pflanzensorten mit Hilfe von Sortenschutzrechten unter bestimmten Voraussetzungen geschützt werden. Wenn eine Sorte geschützt ist, darf gekauftes Saatgut nur einmal ausgesät werden.

Viele der Bündnisse, die im Vorfeld der Mobilisierung geschmiedet worden sind, werden zwar nach dem Gipfel wieder bedeutungslos, manche Kontakte bleiben aber, und manch eineR hat etwas über die Wirksamkeit kollektiven Handelns gelernt. Das wäre doch schon was – und vielleicht kommt ja alles noch viel besser.

Warum wir diese Broschüre zum G8 gestaltet haben

>> weil wir – wie viele andere auch – einen Beitrag leisten wollen, dass dieser Event zu einem Bezugspunkt der Linken – national & international – wird, der möglicherweise einen konsolidierenden Effekt haben kann. >> weil wir es klasse finden, dass sich diese vier Zeitschriften zusammengefunden haben, diese Broschüre zu veröffentlichen – um die Bewegung hin zum G8-Summit inhaltlich zu unterfüttern. >> weil wir unsere Ansprechperson vom ak mögen – und die Arbeit Spaß macht, wenn unsere Kunden so gute Vorarbeit leisten (Texte sauber liefern, Checklisten und Zeitpläne einhalten – und auch die letzte Nachtschicht mit uns schieben ; ) >> weil Gestaltung unsere politische Praxis ist.

Warum ist diese Broschüre auf gelben Papier mit roter Farbe gedruckt?

Es war klar, dass bei der Fülle von Material (Text) im Verhältnis zum engen Budget nicht viel Raum sein wird, etwas anderes zu gestalten als einen Reader, als eine dichte Textsammlung. Über diese ungewöhnliche Farbigkeit wollen wir in erster Linie irritieren und neugierig machen. Wir wollten dieses Produkt aufwerten und somit dem ganzen zu mehr Nachhaltigkeit verhelfen.

Wir begreifen unsere Gestaltung nicht nur als ein Organisieren von Information – sondern auch als ein Generieren von Inhalt: „Wie gestalten wir unser Leben in einer Welt, deren Ordnung und Art von Selbstverständnis ständig durch Bilder (oder vielmehr Kombinationen, Nebeneinanderstellungen von Visuellem und Verbalem) geformt und umgeformt wird. Wie gestalten wir unser Leben aus einer begrenzten Reihe von Möglichkeiten und wie gestalten jene unser Leben, die die Macht besitzen? Nur beim hartnäckigen Insistieren auf beiden Extremen einer solchen Frage, wird deutlich, dass die Politik der Darstellung und die Darstellung der Politik untrennbar miteinander verbunden sind, und dass eine Untersuchung der Organisierung des Sehens und der visuellen Produktion als Aktionsfeld gesellschaftlicher Macht eng verknüpft ist mit dem Bemühen, nach alternativen Strategien, wechselnden Räumen und alternativem Wissen zu suchen.“ (J.E. Lundstroem )

Gestaltung ist keine technische Angelegenheit, sondern eine politisch-kulturelle, sie dient der Potenzierung des kommunikativen Anliegens. Dabei kann es keine unverrückbaren Regeln geben, sondern nur das Nutzen von Konventionen, wenn sie sinnvoll erscheinen. Im Kontext sozialer Bewegungen müssen nicht nur die Inhalte sondern auch die Formen der Kommunikation immer wieder neu diskutiert werden. Linke Gestaltung entspringt einer subversiven taktischen Aggression gegen das Netz der scheinbaren Möglichkeiten in der kapitalistischen Kultur. Gepaart mit der Lust eines emanzipatorischen Gestus, der den Blick auf das Unmögliche eröffnet, ist Gestaltung immer politischen Praxis.