Peters verzichtet auf eine Einführung, nach welcher Systematik er vorgehen will, warum er manches für relevant hält (und anderes nicht) oder woher sich seine Quellen speisen, sondern legt gleich los. Den Einstieg gestaltet ein Kapitel über die »Erosion der radikalen Linken« im Zuge der Wiedervereinigung. Was Peters dabei über die kurze Blüte linker Parteien und Organisationen am Ende der DDR zu berichten hat gestaltet sich ziemlich informativ. Deutlich wird, wie wenig die Erfahrungen der DDR-Linken heute noch bekannt sind. Dem der Wende folgenden allgemeinen Niedergang der Linken konnte sich so gut wie niemand entziehen. Wie sich daraus wieder eine lebendige Bewegung entwickeln konnte, versucht der Rest des Buches zu beschreiben. Nur leider viel langatmiger als Peters‘ kompakte Beschreibung der Umbruchsituation - und streckenweise sogar ermüdend.
Zunächst folgt noch eine gut lesbare Beschreibung des so bezeichneten »antideutschen Sonderwegs«, bevor es sehr ausführlich um die Entwicklung unterschiedlicher linksradikaler Politikfelder in den 1990ern geht. Dafür bedient sich Peters immer wieder bei Artikeln aus Junge Welt, Jungle World und konkret. Aufgrund des nacherzählenden Charakters zerfällt der Text immer wieder in eine Aneinanderreihung von einzelnen Ereignissen. Auch bleibt deren Bewertung, die Peters öfters einschiebt, nicht immer richtig nachvollziehbar. Und es fällt auf: Feminismus als Bestandteil linksradikaler Politik übergeht er kommentarlos. Das ist insofern noch einmal ärgerlicher, als das im Buch sowieso schon vor allem Männer zu Wort kommen. Auch die radikale Linke in der Umwelt-, Klima- oder Anti-AKW-Bewegung wird von ihm kaum bis nicht behandelt.
Im Anschluss widmet sich ein komplettes Kapitel der Entwicklung der Antiglobalisierungsbewegung. Mit Ausnahme des linksradikalen Flügels kommt diese allerdings weniger gut weg. Ob attac oder die Weltsozialforen: Peters sind sie zu reformistisch, weisen zu viele theoretische Schwachstellen auf oder würden sogar versuchen, radikal linke Positionen zu marginalisieren. Der G8-Gipfel in Heiligendamm 2007, zugleich ein Endpunkt der Bewegung, zeige aber, wie durch geschickte Bündnispolitik und gemeinsame Aktionen sowohl die radikale wie die reformistische Linke profitieren können.
Weiter geht es mit den Praxisfeldern der radikalen Linken ab 2000: Peters beschreibt, was sich alles in den Bereichen von Antifa bis Gentrifizierung getan hat. In zwei weiteren Kapiteln geht er den theoretischen Debatten der letzten zwei Jahrzehnte nach: von der »Verarbeitung des Realsozialismus« bis zu »Die radikale Linke und der Islam«. Nur sehr kurz wird zum Ende auf linksradikale Organisationsentwicklungen eingegangen, von der IL über die FAU bis zur Linken in Linkspartei und Gewerkschaft. Während man sich den Rest etwas knapper oder systematischer gewünscht hätte, wäre an dieser Stelle eigentlich mehr drin gewesen.
Fazit: Zu loben ist Peters Intention, eine Zeitgeschichte der radikalen Linken zu schreiben. Nur ist ihm dies leider nicht wirklich durchgehend geglückt.