‹Schönheit›, so lautet die vordergründige These, ist unter den Menschen ungleich verteilt, spielt jedoch in sozialen Beziehungen eine wichtige Rolle. Ästhetische Urteile seien für Individuen wie Gruppen hochgradig handlungsleitend und führten zu einer ungerechten und diskriminierenden sozialen Praxis, die sich durch alle zentralen Lebensbereiche zieht. Wissenschaftlichen Studien verschiedener Güte gibt es zu dieser Beobachtung zu Genüge.
So konnte bei Versuchen mit fingierten Bewerbungsmappen beispielsweise nachgewiesen werden, dass ein und derselbe Lebenslauf wesentlich bessere Chancen hatte zum Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden, wenn ein Foto mit einer „attraktiven Person“ beilag. Das Fehlen eines Fotos oder auch die Beigabe eines wenig gelungenen Schnappschusses brachte deutlich weniger Erfolge. Auch auf das Wahlverhalten hat die ‚Schönheit‘ der Kandidat_innen Einfluss.
Analog dazu werden jedoch auch gegenläufige Effekte konstatiert. So geben vor allem Akademikerinnen oftmals an, sich bewusst ‚unattraktiver‘ zu machen, da bestimmte Formen von ‚Schönheit‘ als Karrierehemmnis und Einfallstor für negative Zuschreibungen gefürchtet werden. Wer ‚schön‘ ist hat oft auch Angst, nicht für voll genommen zu werden: „Die hat ein hübsches Gesicht und nichts dahinter“, oder „Der hat einen niedlichen Arsch und das scheint anzukommen …“ Das Mitschwingen boshafter und oftmals auch sexualisierter Zuschreibungen zeigt, wie janusgesichtig die Sache mit der Schönheit ist.
Um der Frage nach der Rolle von ‚Schönheit‘ und ästhetischen Urteilen in sozialen Beziehungen nachzugehen, treffe ich mich mit Atlanta am Ufer.
HW: Ich frage mich die ganze Zeit schon, was ‚Schönheit‘ überhaupt ist und worauf sich in dieser Debatte bezogen wird. Denn trotz aller vordergründigen Überzeugungskraft des eingangs skizzierten Arguments ist mir das bisher vergleichsweise unklar. Ich habe mal eine aristotelische Definition gelesen, derzufolge Schönheit „Ordnung, Symmetrie und Eindeutigkeit“ sei. Was schön ist, das wäre demnach also eckig, oder rund, auf jeden Fall aber nicht krumm und wahrscheinlich auch nicht neonfarben, denn letzteres kommt auf der Farbskala nicht vor. Und ‚natürlich‘ ist es ein Mann oder eine Frau und nichts anderes und schon gar nichts dazwischen, oder? So eine Definition muss mindestens all jene nervös machen, die überzeugt sind, dass auch jenseits von Marschmusik ästhetisches Empfinden möglich ist. Deshalb frage ich mich: kann man mit der Frage „Was ist Schönheit überhaupt?“ eigentlich wirklich anfangen mit dem Fragen?
A: Ja und nein, würde ich sagen. Die eine Definition davon, was als schön gilt, gibt es sicher nicht. Und das ist auch gut so, kommt man doch bei der Suche nach einer allgemeingültigen Definition schnell in düstere Fahrwasser. Bei mir werden da beispielsweise Assoziationen an das faschistische Körperideal geweckt. Schon deshalb halte ich es für wenig sinnvoll, ein Ideal erkennen und beschreiben zu wollen. Schönheit, so wird ja gerne gesagt, läge im Auge der Betrachtenden. Diese Definition trägt meiner Meinung nach einmal dem Umstand besser Rechnung, dass sich gängige Schönheitsideale über die Jahrhunderte auch immer wieder verändert haben – von Dürers Frauen-bild über Marilyn Monroe, zu Twiggy, Kate Moss zu Beth Ditto ist vieles schon mal da und doch immer wieder anders gewesen. In der Mehrheits-gesellschaft wird Schönheit vor allem immer noch mit Weiblichkeit assoziiert, auch wenn sich da sicher etwas getan hat und überhaupt ein Augenmerk auf männliche Schönheit gelegt wird. Ob das nun unbedingt ein Fortschritt ist, sei einmal dahingestellt. Eine andere Parallele im Main-stream scheint die Verknüpfung von Schlanksein und Schönheit zu sein.
Kulturelle Norm von Schönheit ist beispielsweise auch sowas wie Rasieren oder nicht – besonders bei Frauen, mittlerweile aber auch bei Männern, die Bärte aus Style-Gründen tragen. Gerade diese Normen scheinen mir bedeutsam in der Wertung dessen, was als schön gesehen wird. Und – um den Bogen zurück zur Schönheit in den Augen der Betrachtenden zu schlagen – natürlich betrachten wir auch innerhalb der Linken Menschen als schön. Diese Betrachtungsweisen mögen sich an hinterfragten Schönheitsidealen entlang heraus-bilden – beispielsweise gibt es gerade ja das Fat-Movement, um der Diskriminierung auf Grund von Gewicht etwas entgegenzusetzen. In manchen Teilen der Linken gilt das Rasieren bei Frauen eher als unerwünschte Anpassung an Mainstream-Ideale denn als schön – im Grunde also als unschön. Und dann ist da natürlich der viel kritisierte Kleiderkodex. Schwarz ist sexy, bunt eher suspekt. Was ich also sagen will: Ich denke schon, dass es in der Linken eine Auseinandersetzung mit mehrheitsgesellschaftlichen Schönheitsidealen gegeben hat und sie auch weiter gibt. Trotzdem kommen wir nicht umhin, auch eigene (Gegen-)Vorstellungen davon, was schön oder sexy ist, zu reproduzieren. Damit wirken wir auf andere Weisen ausschließend.
HW: Mich überzeugt es durchaus, eine essentialistische Definition von ‚Schönheit‘ zu verwerfen und Schönheit mehr als Norm zu verstehen. Also als etwas, das durchaus veränderlich ist, sich aber dennoch als bestimmte (und möglicherweise vehemente) Form der (An-)Forderung in sozialen Beziehungen manifestieren kann.
Allerdings würde ich hier gerne noch mal genauer nachfragen. Denn wenn ich an mich selber denke: Bestimmte Schönheitsideale oder die Fixierung auf bestimmte Objekte, die mit Sexyness und Coolness verlinkt sind, kann ich in einer Situation als stressig empfinden und genauso können sie mir in anderen Situationen unheimlich egal sein oder allenfalls einen verschwindend geringen Teil des Problems ausmachen.
Ein etwas banales Beispiel: Ich kann mich erinnern, dass ich spitze Schuhe mit schwindelerregenden Absätzen erst wahnsinnig unästhetisch fand und mir schließlich doch welche gekauft habe, weil ich sie mit der Zeit doch schön fand. Und die Tatsache, dass mein Empfinden, mein Stil und meine Selbstsicherheit so korrupt sind, dass ich auf Werbung und die Füße der Ladies auf der Straße damit regiere, dass ich auch so aussehen will, fand ich schon von Zeit zu Zeit stressig.
Umgekehrt fand ich den Weg von Kate Moss zu mir immer so weit, dass es mich nie gestresst hat nicht auszusehen wie sie. Und selbst wenn ich mich an Magerkuren oder sonstige Essstörungen und die damit einhergehenden Kontrollversuche von allen möglichen Lebensäußerungen erinnern kann, dann habe ich nicht das Gefühl, dass es mir wirklich darum ging, nur einem Schönheitsideal hinterherzulaufen.
Du hast das in unserem letzten Gespräch sehr schön ausgedrückt: „Wir kotzen doch nicht wirklich für die Norm …“
A: Die Veränderbarkeit dieser Ideale zeigt es ja bereits sehr schön, dass sie über gesellschaftliche Diskurse dessen, was gerade schön ist, als Norm in Kraft treten. Klarzustellen wäre zunächst auch einmal, ob es so etwas wie die eine, homogene Mehrheitsgesellschaft mit ihren Idealvorstellungen von Schönheit überhaupt noch gibt oder ob dieser Block nicht längst zerfallen ist in viele einzelne Gruppen und ihre Vorstellungen davon. Rockabillys, Extremsportler_innen, Hipster usw. – die orientieren sich ja auch an eigenen Rollen- und Gesellschaftsbildern und entwickeln darin ihre – letztlich selbst wieder normativ wirkenden – Vorstellungen von Schönheit.
Da Bewertungskategorien wie Körpermaße, Haut, Körperhygiene etc. aber weiter existieren, müssen wir wohl von beidem sprechen. Und ich denke, dass sich aus diesen beiden Strängen auch die eigenen Schönheitsvorstellungen in der Linken zusammensetzen. Die Frage nach dem Rasieren wird dann zum Beispiel tricky. Das war für mich – ganz anders als die spitzen Schuhe übrigens – oft ein Thema. Rasier ich mir die Beine oder nicht? Es nicht zu tun, entspräche meinem emanzipierten Anti-Schönheitsideal. Gleichzeitig finde ich es manchmal sogar selbst schön, glatte Beine zu haben. Wirkt da dann doch das jahrelange Brainwashing meiner nicht-linke-Szene-Umgebung? Kann ich nicht manchmal glatte Beine schön finden und manchmal unrasierte und das so halten, wie ich es richtig finde? Darum geht es doch am Ende.
Aber wie werde ich dann von den anderen gelesen? Und was ist, wenn genau die Person, die ich total toll finde, meine unrasierten Beine nicht schön findet? Die eigenen Ansprüche an eine bessere Gesellschaft, in der der Mensch um seiner selbst Willen zählt, verkomplizieren eine Auseinandersetzung mit den im Kopf eben doch verankerten Idealen.
Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie ein, sagen wir mal, langhaariger Mann mit langem, ungepflegten Bart in die Gruppe kommt. Sagen wir auch mal, die Körperhygiene ist nicht so ganz perfekt. Was denkst du, welche Auswirkungen das hätte? Ich denke ganz ehrlich, dass ihm zwar das Gefühl gegeben wird, willkommen zu sein. Aber tatsächlich wird er sich wohl durch andere Qualitäten seinen Platz in der Gruppe erobern müssen – etwa, dass er über viel Wissen verfügt oder Aufgaben annimmt und die gut erfüllt. Was zeigt das über unhinter-fragte Normen, die wir dann eben doch einhalten und teilen? Manche Realitäten werden also auch einfach unter den Tisch gekehrt – weil man nicht verletzen oder nichts Falsches machen will. Und so bleibt die ganze Debatte um die Ausschlüsse und Normen weiter ein Phantomthema.
HW: Klar, Schönheit (oder um es zu erweitern: die Einhaltung von Schönheitsnormen), sagt ja noch nichts über Intelligenz, Originalität oder Qualifikation einer Person. aus. Die Frage, die sich allerdings automatisch stellt, ist, nach welchen Kriterien denn in einer besseren Gesellschaft bewertet werden könnte. Die Schlagworte, die ich hier eingeworfen habe, passen ja sicher traditionell erstmal in einen Kontext, in dem Konkurrenz als grundlegendes Verhältnis der Individuen zueinander eine bestimmende Rolle spielt. In einem Gespräch mit einem Freund über dieses Thema wurde mir mehr oder weniger durch die Blume gesagt, dass Lookism eben letztlich doch eine Art ‚Nebenwider-spruch‘ sei, ein Problem, das nur in einem System kapitalistischer Konkurrenz überhaupt eine Rolle spiele und nur durch Abschaffung des grundlegenden sozialen Konkurrenzverhältnisses wirklich effektiv bekämpft werden könne.
A: Ich sehe das nicht so. Etwas zum Nebenwiderspruch zu erklären heißt eigentlich meistens, sich nicht damit beschäftigen zu wollen. Geht es nicht ganz banal auch um Sexismen? Um Objektivierungen? Das Thema steht ja nicht im luftleeren Raum.
Nach welchen Maßstäben wir dann bewerten, wird auch davon abhängen, welche Fragen wir heute stellen und wie wir diskutieren. Stell dir mal vor, die Revolution hätte in Deutschland 1955 stattgefunden. Hätte sich beispielsweise die Frauenfrage danach von alleine gelöst? Ich denke nicht. Sie ist ja viel präziser erst später formuliert worden. Also deshalb: Immer schön offen bleiben für neue Diskussionen! Ich hoffe natürlich immer noch auf eine freie Assoziation freier Individuen, eben keine Be- und Abwertung.
HW: Ich finde es auch grundsätzlich problematisch, soziale Konflikte oder das Nachdenken über Probleme in sozialen Beziehungen auf „nach der Revolution“ zu vertagen. Auch wenn ich mit der Feststellung, dass bestimmte Probleme in einer kapitalistischen Gesellschaft notwendig virulent und umkämpft bleiben viel anfangen kann.
Aber kehren wir zur Debatte ins Hier und Jetzt zurück, nachdem wir einen kleinen Ausblick gewagt haben: Welche Rolle spielen beispielsweise Klassen- oder Altersunterschiede für die aktuellen Debatten um Lookism? Und ist es tatsächlich so, dass die Kategorie Gender (noch) immer eine wesentliche Rolle für den Umgang mit dem Thema spielt?
A: Klassenunterschiede spielen ganz sicher eine Rolle, denk beispielsweise mal an das Thema Zähne. Schöne Zähne gelten als sexy. Wer allerdings nicht einigermaßen gut verdient, kann sich im jetzigen Gesundheitssystem nur „Zähne zweiter Klasse“ leisten. Und wird eben auch so wahrgenommen werden. Beim Thema Alter liegt es auf der Hand: Schönheit meint meistens auch, ein bestimmtes ‚Haltbarkeitsdatum‘ nicht überschritten zu haben. Oder wie viele 70-Jährige kennst Du, denen noch immer nachgesagt wird, sehr schön zu sein? Gender spielt auf ganz verschiedene Arten eine Rolle, ganz klassisch schon durch die Verknüpfung Schönheit/Schönheitsideale = weibliche Körper. Die sind nun mal von Objektivierung, Bewertung und Kommentierung viel stärker betroffen. Wer weder den normativen Kategorien Mann noch Frau entspricht, wird mehrheitsgesellschaftlich doch vor allem als Freak gesehen, als schön dagegen überhaupt nicht. So als müsste sich das eben ausschließen.
Und klar gibt es auch Werturteile über die Schönheit von Männern, die handlungsleitend sind darin, wem wir gerne zuhören, wen wir ernst nehmen und wessen Vorschläge in Gruppendiskussionen bei uns gut ankommen. Interessanterweise wird das an Männern nur in dieser Form nicht verhandelt. Vielleicht einerseits, weil wir uns an den Mainstreamdiskursen mit ihren geschlechtlichen (Ent-)Privilegierungen abarbeiten. Andererseits wäre es wert zu fragen, was genau uns davon abhält, den Zusammenhang von männlicher Schönheit und deren sozialer Bewertung zu analysieren. Ist es die Angst, sich als männlich privilegiertes Geschlecht mit der Frage danach in den Vordergrund zu drängen (und damit die Angst, Sexismen zu reproduzieren)? Ist es eine wertkonservative Haltung, die ganz banal von dem Fehlen der Auseinandersetzung um solche ‚weichen‘ Themen zeugt und damit nur (vorsichtig formuliert) den Stellenwert der Debatte in der nach wie vor (thematisch) männlich-weiß dominierten Linken anzeigt?
HW: Interessanter Gedanke. Es wäre zu prüfen, ob das Thema Schönheit und Attraktivität bei Männern möglicherweise oftmals einfach anders benannt und diskutiert wird. Also, man bedient sich eines ‚Charisma‘- Begriffes oder nennt es Ausstrahlung oder Durchsetzungsfähigkeit, an Stellen, wo der gleiche Umstand bei Frauen möglicher Weise als „Schönheit, die Türen öffnet“ entnannt oder (um es neutraler zu formulieren) umgedeutet werden würde.
Aber müsste man dann nicht evtl. doch noch mehr Gewicht darauf legen, danach zu fragen, welche Funktion die Be- und Entnennung von Dingen und Personen als ‚schön‘ in den jeweiligen sozialen Kontexten hat und was es aussagt, wenn bestimmte Dinge eben nicht mehr vorrangig als schön bewertet werden. Also, um dein Beispiel von eben aufzugreifen: was ersetzt die Bewertung ‚schön‘ im Alter? Was sind es für Systeme, die an ihre Stelle treten? Ich erinnere mich, dass es bei meiner Großmutter irgendwann ‚gepflegt‘ war. Wobei ich die These wagen würde, dass der ehemals vielleicht auf ‚Schönheit‘ getrimmte ‚wertende Blick‘ eben nur umbenannt wird und nicht verschwindet.
A: Ja, ich denke, du hast damit Recht. Meine erste Assoziation zu ‚Charisma‘ wäre auch, „Naja, der sieht wahrscheinlich gut aus“. Manchmal ist bei Männern ja auch von ‚Schönlingen‘ die Rede. Bei Frauen dagegen interessanterweise nicht. Und ‚Schönling‘ klingt auch abwertend, gerade in dem Sinn, dass jemand auf die – für Männer nicht ausreichende – Qualität seines Aussehens reduziert wird. Also muss der Schönling, um wertig zu sein, auch weitere Qualitäten haben. Eine davon könnte dann sicher auch mit Charisma benannt werden. Da wird es dann wirklich absurd, weil es ja tatsächlich auch um Attraktivität geht, nur das Ganze eben nicht so benannt wird.
Zur entnannten Schönheit im Alter würde ich zum Beispiel auch „hat ein freundliches Gesicht“ hinzufügen. Das gilt ja häufig als schön bei alten Menschen, wohl deshalb, weil es zeigt, dass man nicht verhärmt ist, nicht verbittert. Das wiederum hat natürlich auch wieder was mit gesellschaftlichen Vorstellungen zu tun, wie wir sein sollen, wenn wir alt sind.
HW: Vielleicht lässt sich hier auch gut überleiten zu meinem vorerst letzten Punkt. Ein spannender Aspekt, den du eben schon aufgebracht hast: Die Frage nach Strategien gegen bestimmte Schönheitsnormen. Denn Slogans wie „Big is beautiful“ oder „40 ist the new 20“ retten eine_n ja im Einzelfall trotzdem nicht davor, sich manchmal fett oder alt und (was wohl das entscheidende ist) dadurch weniger begehrenswert zu fühlen. Ist also eine Strategie, die sagt: „Was ihr hässlich findet, finden wir aber schön!“ schon Teil der Lösung? Oder ist es allenfalls ein Anfang, der aber sozusagen das bestehende Koordinatennetz für ästhetische Urteile weiterhin benutzt, innerhalb dessen ‚schön‘ und ‚nicht schön‘ weiterhin wesentliche Unterscheidungen sind?
Und wenn wir uns aber drauf einigen könnten, dass es dennoch gut ist, überhaupt einen Anfang zu wagen: Was käme danach?
A: Das ist eine schwierige Frage. Nur eine Anti-Norm zu postulieren und es dabei zu belassen, kann wie gesagt keine sinnvolle Strategie sein. Das hieße ja, sich permanent an dem abzuarbeiten, was andere als Normen setzen. Der Kern des Problems ist doch die Enge der Norm und die Ausschlüsse, die darüber produziert werden. Self-Empowerment ist natürlich ein guter Anfang, sich dem Schönheits-, Schlankheits- oder was auch immer Diktat zu entziehen. Eigentlich greift da meines Erachtens immer noch eine ganz simple, alte feministische Forderung: Mein Körper gehört mir. In der Lookism-Bewegung geht es ja genau darum, dafür zu sensibilisieren, andere Körper eben nicht zu bewerten, zu beurteilen und damit ihre Träger_innen quasi zu ‚enteignen‘.
Was danach kommt: Ein respektvollerer Umgang miteinander und mit dem eigenen Körper natürlich auch. Vielleicht auch ein ganz anderes Empfinden davon, welche Schuhe du haben willst … Vielleicht auch nicht – das wäre dann guten Gewissens einfach deine Sache.