Stell dir vor, es ist Krise und alle reden vom Wetter. Von einer vorrevolutionären Situation keine Spur. Schneechaos und Streugutmangel haben die meisten Menschen in diesem Winter stärker beschäftigt als Bankenpleiten und das Abservieren des Sozialstaats. Das Gespenst einer besseren Gesellschaft, eines noch chimärenhaften Kollektives, taucht hierzulande noch nicht auf.

...zum Editorial

Thema

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Transformers – Die Wiederkehr der Gefallenen

Frank John

Revolution, Gängeviertel, sexuelle Selbstbestimmung, Radikale Linke, Sudan. Was haben diese Schlaglichter miteinander gemeinsam? Den Wunsch nach Entfaltung und Gestaltung würde der Autor des fragmentarisch erzählten Textes Frank John vielleicht antworten. Oder in kurz: Unterschiedliche und doch ähnliche Transformationsstrategien. Auf in einen transformatorischen Strudel, der Mut zum Weitermachen gibt!

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Auf die Revolution warten ist Quark

Friederike Habermann

«Die Revolution ist das größte, alles andere ist Quark», so lehrte Rosa Luxemburg. In einem hatte sie damit auf jeden Fall Recht: Ein bisschen Mindestlohn, ein bisschen soziale Gerechtigkeit und ein bisschen Gleichstellungsgesetze sind es nicht, die aus dieser Welt eine andere machen. Doch in den letzten hundert Jahren hat sich für viele eine weitere, bittere Erkenntnis dazugesellt: Revolution kann auch ganz schön Quark sein. Sicher, es gibt da wichtige Unterschiede, die nicht kleingeredet werden sollen. Aber so ‹richtig› begeistern können sich die meisten für keine. Oder höchstens für eine, die weit weg ist.

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Geister von Müntzer im Morgengrauen

Wu Ming

Revolutionäre und progressive Bewegungen haben sich immer verschiedener Mythen und Erzählungen bedient, um fortzuschreiten. Das Schriftsteller*innen Kollektiv Wu Ming spannt einen Bogen von den Bauernkriegen des 16. Jahrhunderts (davon handelt der Roman «Q») bis hin zum zapatistischen Aufstand. Das Kollektiv ist sich sicher: Die Welt braucht(e) Abenteuerromane, die von Leuten geschrieben wurden, die an das glaubten, was sie taten und die bereit waren, sich die Hände schmutzig zu machen.

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Ich glaub, ich seh Gespenster

Die Linke und wo es sonst noch spukt

Für eine linke Strömung

Zwischen Wirtschaftskrise und Klimawandel stellt sich FelS in ihrem Text den zentralen Fragen innerhalb einer linken Strömung. Wie können wir die kollektive Lähmung, die der neoliberale Individualismus erzeugt, überwinden? An welche Bewegungen und welche gesellschaftlichen Wünsche können wir dabei anknüpfen? Auf welche Kämpfe können wir uns dabei stützen? Und was bedeutet all das für unsere politische Praxis?

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Right to the City

Die Krise findet Stadt

Gruppe Soziale Kämpfe

Die Überwindung des Kapitalismus ist nicht von heute auf morgen zu haben. Der Kampf um die Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse fängt im Kleinen an und wird auf vielen Feldern geführt. Die Herausforderung ist, die reformerischen Kämpfe an einer revolutionären Perspektive auszurichten. Die Zeichen der Zeit stehen nicht schlecht: Durch die Krise ist die Legitimität von Neoliberalismus und Kapitalismus breit in Frage gestellt. Ob die Situation in einer Befriedung und herrschaftlichen Ruhigstellung endet oder sich die Perspektive einer Überwindung der bisher als alternativlos angenommenen Verhältnisse eröffnet, wird auch von der Form linker Intervention abhängen.

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Formierung gesellschaftlicher Projekte ‹postneoliberalen› Konstellation

Mario Candeias

Dieser Text ist der zweite Teil des Artikels Transformationen des Kapitalismus und revolutionäre Realpolitik aus der arranca! #41

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Undoing Capitalism? Reclaim Economy!

Cornelia Möser & Jette Hausotter

Wie fast immer kommen die spannendsten theoretischen Perspektiven aus queerfeministischer Ecke. Nicht nur in Seminaren, auf dem Event Who cares? Queerfeminismus und Ökonomiekritik und in diversen Lesekreisen wird über das Projekt von J. K. Gibson-Graham gesprochen, das kapitalistische Masternarrativ zu dekonstruieren. Begegnet ist uns dieses Anliegen auch im Artikel von Do. Gerbig und Kathrin Ganz in der letzten arranca!. In diesem politökonomischen Ansatz treten neben Lohnarbeit, Miete zahlen und die Verdinglichung unserer intimen und emotionalen Bereiche zahlreiche weitere individuelle und kollektive Praxen, die als andere Formen von Ökonomie gedeutet werden: die Food-Coop, das Hausprojekt, die Landkommune, Clarissa beim Umzug helfen, die WG-Kinder aus der Kita abholen und fair gehandelten Kaffee kaufen.

Artikel außerhalb des Schwerpunkts

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Back to the lab(our)!

Wie weiter mit dem Euromayday in Berlin?

Für eine linke Strömung

Bereits seit dem Spätsommer 2009 macht die Frage die Runde, ob es am 1. Mai 2010 in Berlin wieder eine große Euro­mayday-Parade durch Kreuzberg und die angrenzenden Kieze geben wird. Auch bei FelS haben wir über diese Frage viel diskutiert, sind dabei aber zu dem Schluss gekommen, dass wir das Projekt Mayday zwar keineswegs aufgeben werden, uns an der Vorbereitung einer weiteren Parade am 1. Mai in der bisherigen Form dieses Jahr aber nicht beteiligen wollen.

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Sichtbarkeit zwischen allen Stühlen

Interview zur Situation von palästinensischen Lesben und Transgender in Israel

ASWAT

Im Jahr 2002 trafen sich einige palästinensische Lesben in einem Internetforum. Den Raum, in dem sie miteinander zu diskutieren und sich auszutauschen begannen, nannten sie «Safe Space». Etwa ein Jahr später beschlossen sie, sich persönlich zu treffen. Bei diesem ersten Treffen entstand die Idee, auch in der realen Welt einen solchen Safe Space für palästinensische Frauen und Transgender zu schaffen. Neben Austausch und Diskussionen sollte dort auch Raum sein, Bedürfnisse dieser spezifischen Gruppe auszuloten und dazu dann auch politisch in Projekten zu arbeiten. Die Gruppe nennt sich ASWAT – das arabische Wort Aswat bedeutet soviel wie ‹Stimmen›. Damit spielt sie darauf an, dass die eigenen Stimmen hörbar gemacht und die eigenen Geschichten erzählt werden sollen.

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Zur Kritik der kritischen Kritik, neueste Folge

Anmerkungen zum Verhältnis von Masse, Subjekt und Theorie

Thomas Seibert

Die kritische Kritik ist das Vehikel, das Linken den Weg in den Zynismus ebnet. Der Zynismus ist die Zerrüttung dessen, was ein Subjekt zum freien Subjekt macht, sein Verrat an sich selbst. In Form der diffus-zynischen Vernunft ist der Zynismus die hegemoniale Ideologie einer Epoche, die auf das ‹Ende der Ideologie› stolz ist, darin aber nur die Abwesenheit eines revolutionären Projekts feiert. Kritische Kritik ist dann aber, so lässt sich schließen, das Vehikel der Integration von Linken in eben diese diffus-zynische Vernunft. Sie gibt vor, von aller Ideologie frei und deshalb die eigentliche Kritik der Epoche zu sein. Dabei beweist das eine das andere und andersherum: ein Teufelskreis, in dem die Ideologie immer bei den Anderen liegt. So wäre knapp auf den Punkt zu bringen, warum die «Kritik der kritischen Kritik» (Marx/Engels) nach wie vor eine Hauptaufgabe linker Selbstkritik ist. Zu ihr wird im Folgenden ein Beitrag geleistet.